27 Jun

Studiengang: IT, Management and Innovation (M.Sc.)

IT, Management und Innovation studieren an der Jönköping University

Informatik muss immer etwas mit programmieren zu tun haben? Nein! An der Jönköping University wird Informatik an der Wirtschaftsfakultät gelehrt. Deshalb hat der Studiengang auch eher wenig mit stundenlangem Code verfassen zu tun, sondern hat mit der Struktur von Informationen, dem Werdegang von CIOs oder der Integration von bahnbrechenden Innovationen zu tun. Schweden hat viele revolutionäre Unternehmen vorzuweisen, sodass es nicht verwunderlich ist, dass die Universitäten ihre Studenten zu Entrepreneuren erzieht und zeitgeistliches Denken stark unterstützt. Als eine bekannte Business School, ermöglicht es die Fakultät den Studenten, ihre Fähigkeiten in vielen verschiedenen Bereich auszuüben und fördert den aktiven Austausch mit Unternehmen, um die Mitarbeiter von Morgen auszubilden.

Studiengangsvorstellung

IT, AI, IoT, Machine Learning alles Begriffe die neuerdings in allen möglichen Gebieten ihre Anwendung finden. Doch nur selten kann der Erzählende wirklich erklären, was es damit auf sich hat oder warum das so wichtig ist. In meinem Master ist das anders. Es treffen circa 30 Studenten aus den verschiedensten Teilen der Welt mit noch unterschiedlicheren Studienhintergrund aufeinander. Allein diese Kombination macht das Studium und die zugehörigen Gruppenarbeiten so spannend. Gemeinsam geht es darum Projekte zu entwerfen, kulturelle Hindernisse zu überwinden und den Austausch – auch über die verschiedenen Masterprogramme hinweg – zu unterstützen. Während viele andere Studiengänge für einen Master of Science ein Informatikstudium voraussetzen, konnte ich mich auch „nur“ mit einem Bachelor of Arts in BWL (Schwerpunkt Finanzen) bewerben. Wichtige Voraussetzung ist fließendes English in Schrift und Sprache.

Studiumsverlauf

Die Kombination aus „Business“ und „IT“ ist nicht unbedingt neu und wird in Deutschland oft mit „Wirtschaftsinformatik“ gleichgesetzt. In diesem Studium liegt der Schwerpunkt jedoch nicht auf der Informatik, die oft mit Computer Science gleichgesetzt wird, sondern auf der Informatik, die die Verteilung und Architektur von Informationen beschreibt. Es geht um die Gestaltung von Informationsabläufen, einer Unternehmensarchitektur, die barrierefreien Informationsfluss unterstützt, und dem (Un-)Verständnis zwischen Kunden, Abteilungen, Chefs und Mitarbeitern.

Während das Studium zu Beginn die Grundzüge von Innovationsmöglichkeiten, Zusammenarbeit von unterschiedlichen Kulturkreisen und Projektmanagement lehrt, wird es schnell praxisbezogen und lässt den Studenten viel Freiraum. Jedes Fach wird von mindestens einer Gruppenarbeit begleitet (die immer in unterschiedlichen Zusammensetzungen passieren soll), sodass der Austausch und der Umgang untereinander gefördert werden. Dies kann manchmal sehr herausfordernd sein, bietet aber immer die Möglichkeit über den eigenen Tellerrand zu schauen und andere Sichtweisen umzusetzen.

Anders, als beispielsweise in Deutschland, ist das Semester in zwei Teile geteilt, mit jeweils zwei Fächern. Der erste Teil beginnt Ende August und verläuft bis Mitte Oktober. Danach gibt es eine Prüfungsphase. Ebenso verläuft es von November bis Weihnachten (analog im Sommersemester). Ebenfalls anders als in Deutschland ist, dass das Sommersemester bereits Mitte Januar beginnt. Allerdings haben die Sommerferien eine große Bedeutung in Schweden, sodass die Monate Juni bis Ende August zur freien Verfügung stehen.

Die Einzigartigkeit des Studiengangs

Die Uni bietet ein zweijähriges Programm, welches besonders im zweiten Jahr individuell gestaltet werden kann. Zur Wahl steht im dritten Semester ein Praktikum, ein Auslandssemester (beinahe 350 Partneruniversitäten) oder Wahlfächer in Jönköping. Auch die Masterarbeit kann alleine oder im Team, vor Ort oder überall auf der Welt, mit oder ohne Unternehmen geschrieben werden.

Einzigartig macht das Studium seine Breite, die Vielfalt an Themen und bekannte Dozenten in dem Gebiet „Information Systems“. Wer also Lust hat sich dem Bereich Informatik von einer anderen Seite zu nähern, seinen Horizont mit einem Auslandsaufenthalt zu vergrößern und das Studentenleben kennen lernen möchte, der ist hier richtig.

 

Über den Autor:

Svenja Perret (24)
Studiengang: Betriebswirtschaft Dual (B.A.) / IT, Management and Innovation (M.Sc.)
Uni/Hochschule: Hochschule München / Jönköping University
Regionalgruppe: München

13 Jun

Studiengang: Physik an der RWTH Aachen (B.Sc. und M.Sc.)

Allgemeines

„Und was studierst du? – Physik.“ Verblüffte Stille und dann: „Das ist ja ganz schön schwer.“

Das ist die typische Reaktion, mit der ich inzwischen seit 4 Jahren als Physikstudentin lebe. Ja ich will ganz sicher nicht behaupten, dass ein Physikstudium leicht ist, aber es ist auch nicht so unmöglich, wie viele Leute es ausmachen. Essentiell für ein Physikstudium ist neben einer gewissen Affinität für sowohl Physik als auch Mathematik, Spaß am Thema und ein großes Durchhaltevermögen. Das gilt zumindest für das Studium an der RWTH. Besonders der Bachelor ist sehr eng durchgetaktet und bietet mit verpflichtenden Übungsaufgaben, sowie insgesamt drei Laborpraktika, nur wenig Zeit zum Entspannen. Das ist zumindest so, wenn man sein Ziel auf ein Studium in Regelstudienzeit setzt. Aus diesem Grund ist es aber auch gar keine Schande an der RWTH, wenn man ein oder zwei Semester dranhängt, tatsächlich ist das sogar in ganz Deutschland der Durchschnitt. Mir haben meine Tutoren zu Beginn des ersten Semesters gesagt, wer von den vier Klausuren, die im ersten Semester geschrieben werden, zwei besteht, ist vollkommen im Rahmen, wer drei besteht, ist gut und wer alle besteht, ist sogar sehr gut. Ich finde allein diese Aussage beschreibt hervorragend, wo man im Studium ansetzt und dass es vollkommen in Ordnung ist, wenn nicht alles direkt läuft.

Studienaufbau

Apropos Ansetzen, ich empfehle jedem, der an der RWTH mit Physik anfangen möchte, vorher sowohl den Mathe als auch den Physik Vorkurs zu besuchen. Denn leider muss ich sagen, dass das Abitur, wie es momentan besteht, in Mathematik selbst im Leistungskurs nicht mehr ausreichend auf ein mathematisches oder naturwissenschaftliches Studium vorbereitet. Wer die Vorkurse besucht, kann das Semester etwas entspannter angehen lassen, anstatt mit Informationen erschlagen zu werden.

Während des Bachelors werden an der RWTH in 6 Semestern sowohl Experimentalphysik als auch Theoretische Physik gelehrt und zusätzlich sind die Studenten zu vier Mathematik Veranstaltungen verpflichtet, die die mathematischen Grundlagen für die Physik legen. In Experimentalphysik werden Mechanik,  Relativität, Wärmelehre, Elektrodynamik, Optik, Quantenphysik, Atom- und Kernphysik, sowie die Grundlagen der Teilchen-, Astro- und Festkörperphysik vermittelt. Im Laufe von drei Laborpraktika werden zu diesen Themen verschiedene Versuche durchgeführt, wobei sowohl experimentelles Arbeiten als auch das Auswerten von Daten und Verfassen von Protokollen geübt wird. In den Veranstaltungen der Theoretischen Physik wird auf klassische Mechanik, Elektrodynamik, Quantenmechanik und Statistische Physik eingegangen. Außerdem wird für zwei Semester ein Nebenfach gewählt, bei dem zwischen Chemie, Informatik, Elektronik, Medizin und Linearer Algebra entschieden werden kann. Am Ende des Ganzen steht dann die Bachelorarbeit, die in einem der vielen Institute oder auch in der Industrie geschrieben werden kann.

Die zweite Frage, die man mir zum Studium stellt, ist meistens: „Da gibt‘s doch nur Männer, oder?“ Ganz unrecht haben sie damit nicht. Ja, Physik ist nach wie vor eine Männerdomäne, aber es gibt einen konstanten Anteil an Frauen, die sich jedes Jahr aufs Neue trauen ins Haifischbecken zu springen. Einmal drinnen, stellen die meisten schnell fest, dass es sich im Haifischbecken ganz gut schwimmen lässt.

Fertig – Und jetzt?

Eine letzte Frage wird euch ebenfalls durch dieses Studium folgen: „Was macht man denn mit einem Physikstudium?“ Das ist eine Frage, die ich mir selbst sowohl vor als auch während des Bachelorstudiums gestellt habe und eine die ich mir jetzt im Masterstudium noch stelle. Die Antwort ist nämlich etwas kompliziert. Generell kann man Physiker in ganz unterschiedlichen Positionen einsetzen, denn das, was wir im Studium lernen, ist Probleme zu lösen, was Professoren auch immer wieder gerne betonen. Das heißt ihr könnt sowohl in einer Versicherung im Risikomanagement Risiken statistisch berechnen, als auch in einem Labor stehen und die Welt neu entdecken. Auch Banken, IT-Firmen und Industrie nehmen Physiker mit Handkuss, das gibt uns die Qual der Wahl und wenn ihr mich fragt, ist es keine Schande am Anfang des Studiums noch keine Ahnung zu haben in welchen Job es letztendlich gehen soll. Allerdings müsst ihr im Hinterkopf haben, dass es mit einem Physikbachelor meist nicht getan ist. Die meisten Arbeitgeber möchten mindestens einen Master sehen, viele sogar einen Doktor. Also plant eher mit fünf Jahren als MIT drei.

Für mich hat sich die Richtung in die ich gehen möchte erst mit meiner Bachelorarbeit in der Medizinphysik festgelegt und selbst in diesem Bereich gibt es noch ein unglaublich breites Angebot, weswegen ich noch immer nach „dem Job“ für mich suche.

Ich bin unheimlich gerne Physikerin und möchte das, was dieses Studium mir gebracht hat, nicht mehr missen. Daher hoffe ich, dass ich vielleicht den ein oder anderen dazu inspirieren kann ein Physikstudium zu beginnen.

Über den Autor:

Katrin Herweg (23)
Studiengang: M.Sc. Physik
Uni/Hochschule: RWTH Aachen
Regionalgruppe: Köln

18 Apr

Studiengang: Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung

Nachhaltigkeit studieren an der RWTH Aachen

 

Rohstoffe. Was wäre eine Welt ohne Rohstoffe? Eine Welt, in der es kein Smartphone gäbe, weil nicht nur die seltenen Erden für die Elektronik, sondern auch die Materialien für das Gehäuse fehlen würden. Zudem wäre die Stromversorgung ein Problem, das nicht unbeachtet bleiben würde. Rohstoffe machen unser tägliches Leben aus. Doch wer kümmert sich eigentlich darum, dass all die Rohstoffe, die uns zum Beispiel täglich als Bus zur Uni oder Arbeit bringen, auch in der Produktion verfügbar sind?

Ich möchte in diesem Blogbeitrag meinen Studiengang „Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung“ (ehemals Rohstoffingenieurwesen) vorstellen. Als ich selbst zum ersten Mal davon gehört habe, reagierte ich erstmal unwissend. Leichtes Schulterzucken, ein Blick, der sagt: „Aha, klingt ganz nice“. Die gleiche Reaktion wie die Meisten, denen ich selbst davon erzähle. Ich konnte mir wenig darunter vorstellen, außer dass man später wohl als Ingenieur die RWTH Aachen verlässt. Das reicht natürlich nicht aus, um eine Studienentscheidung zu fassen. Es galt, mehr über diesen Studiengang in Erfahrung zu bringen und meine Fragen zu beantworten.

Was macht man eigentlich als Ingenieur der nachhaltigen Rohstoff- und Energieversorgung? Wo eröffnen sich dadurch Arbeitsmöglichkeiten im Berufsleben? Wie sieht das Studium aus? Und wieso habe ich eigentlich noch nie etwas davon gehört?

Aufbau des Studiengangs

Letzteres liegt vermutlich daran, dass es mittlerweile einen schier unendlich wirkenden Pool an Studiengängen gibt. Da gehen Studiengänge, die nicht gerade BWL, Maschinenbau oder Medizin heißen, schnell unter. Die „Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung“ (ich kürze das jetzt mal einfach mit NREV ab) kann vielleicht keine generelle Bekanntheit, dafür aber tiefe Wurzeln,vorweisen. Die NREV basiert auf dem schon 1880 eingeführten Studiengang „Bergbaukunde“ und hat auch heute noch eine Vertiefungsrichtung „Bergbau“. Zu dieser gesellen sich die beiden anderen Vertiefungen „Energie“ und „Recycling“. Daran lässt sich schon erkennen, dass der Studiengang sich seit 1880 weiterentwickelt hat und mit den Themen der Zeit gegangen ist.

Grundsätzlich wird man als Student der NREV als Ingenieur ausgebildet. Dazu gehören klassisch Mechanik und Mathematik in verschiedenen Ausführungen. Diese Fächer gehören zum Ingenieursstudium wie die Briefmarke zum Brief und sind auch allgemein bekannt. Sie machen aber nur einen Teil des Grundstudiums aus. Bei weiterer Betrachtung der Module wird schnell klar, dass sich der Studiengang bemüht, seine Studenten möglichst breit aufzustellen. So finden Elektrotechnik, Wärmetechnik und Chemie als ingenieursspezifische, aber auch BWL, Recht sowie Englisch als ergänzende Pflichtfächer Einzug in den Modulkatalog. Ich selbst muss sagen, dass gerade diese breite Fächerung für Abwechslung im Studium gesorgt hat und dafür gesorgt hat, nicht mit Scheuklappen des eigenen Faches durch sein Studium zu gehen. Dabei hilft auch, dass viele Fächer nicht NREV eigen sind, sondern zusammen mit Umweltingenieuren, Maschinenbaustudenten oder BWLern gehört werden.

Die eben schon erwähnten Vertiefungsrichtungen Bergbau, Energie und Recycling folgen dann in den späteren Semestern. Die Vertiefung Bergbau beinhaltet beispielsweise die Rohstoffwirtschaft, bei der wichtige Rohstoffgüter (zum Beispiel Kohle oder Kupfer) auf dem Weltmarkt betrachtet und die Prozesse des Marktes analysiert werden. Gleichzeitig lehrt die Rohstoffgewinnung verschiedene Verfahren, um unterschiedliche Rohstoffe verfügbar zu machen, beispielsweise im Tagebau oder Untertagebau. Den Rohstoffweg aus der Erde zum Rohstoff schließt die Aufbereitung ab, die sich mit der Freilegung des zu gewinnenden Rohstoffs befasst- bei der also Verunreinigungen abgetrennt werden und der Rohstoff angereichert wird.

Im Bereich des Recyclings liegt der Fokus auf der Rohstoffrückgewinnung. Dadurch fallen die direkten Abbauverfahren aus dem Lehrplan weg und Fächer wie die thermische Abfallbehandlung in Müllverbrennungsanlagen und Emissionsminderung stehen auf dem Lehrplan. Außerdem finden sich auch Fächer der Abfallwirtschaft wieder, die die Wertschöpfungskette des Abfalls beleuchten. Wo entsteht dieser, wie muss mit diesem umgegangen werden und wie kann dieser verwertet werden – sei es thermisch oder als Recyclat nach der Aufbereitung. Gerade in einer Welt, in der immer mehr Abfall anfällt, den es als allererstes zu vermeiden gilt, nimmt das Recycling jetzt schon eine große Rolle in unserer Zukunft ein.

Zuletzt steht der Energiebereich zur Wahl. Dort wird besonders auf die Energierohstoffe eingegangen. Wie kann man eigentlich Energie aus Biomasse, wie beispielsweise Stroh, gewinnen? Kann ich Kohle einfach aus der Erde holen, anzünden und Strom erzeugen? Und was bedeutet eigentlich „anzünden“? Im Bereich der Energie spielen die fossilen Energierohstoffe ebenso eine Rolle wie die erneuerbaren Energien: Sonne, Wasser oder eben Biomasse. Zudem werden hier Grundlagen der Strömungsmechanik und das Themengebiet der Verfahrenstechnik abgedeckt, da diese besonders in Energieerzeugungsanlagen eine Rolle spielen. Schließlich gilt es möglichst effizient die Energie zu gewinnen, die wir später in Form von Strom oder Wärme nutzen.

Man erkennt, dass der Studiengang wirklich breit aufgestellt ist und den Studenten die freie Wahl lässt, sich nach ihren Interessen zu vertiefen. Besonders das darauffolgende Masterangebot mit dem „Rohstoffingenieurwesen“ oder der „Nachhaltigen Energieversorgung“ passen hervorragend auf die im Bachelor gelernten Themen und Vertiefungen. Dort werden die im Bachelor gelernten Themengebiete weiter vertieft, es stehen aber auch Spezialisierungen zur Wahl. Man kann beispielsweise Fächer wie Energiespeichertechnologien, Photovoltaik oder Nachwachsende Rohstoffe belegen.

Besonders hervorzuheben ist, dass ein Industriepraktikum fest im Studium verankert ist. Die Wahl des Betriebs ist dabei dem Studenten überlassen, wichtig ist nur, darauf zu achten, dass man Einblick in die Arbeitswelt eines Ingenieurs aus der gewählten Vertiefungsrichtung bekommt. Dieses Praktikum kann auch vor dem Studium absolviert werden, zum Beispiel inder Zeit zwischen Abitur und Studium, und kann natürlich auch die Mindestdauer von 40 Tagen überschreiten. Ein Praktikum ist in jedem Fall sinnvoll, denn all das Lernen über die verschiedenen Energieformen kann noch so interessant sein, wenn man aber später keine Tests an Photovoltaikanlagen machen möchte, weil einem der Bürojob besser liegt, sollte man das vorher praktisch erfahren haben. Letztendlich macht ihr das Praktikum ja für euch und ihr habt den Anspruch, aus diesem Erfahrungen für euch mitzunehmen. Beispiel bei mir: ich war vor dem Studium 6 Wochen im Tagebau bei RWE und hatte dort eine sehr spannende Zeit. Mitgenommen habe ich davon, dass ich weiß, nicht im Tagebau arbeiten zu wollen, sondern lieber im Bereich der erneuerbaren Energien – rund um ein gelungenes Praktikum also.

Im Studium

Von der NREV ist ganz klar zu sagen: Es ist anspruchsvoll. Doch was heißt Anspruch? In diesem Fall wirst du nur selten auf die so gefürchteten sogenannten Siebklausuren treffen, die du im Maschinenbau mehrfach im Semester schreibst. Aufgrund der kleinen Studentenzahl von ca. 80 Leuten ist hier kein Heraussieben der Massen an Studenten notwendig. Der Anspruch entsteht aber genau wegen der kleinen Zahl an Leuten. Und zwar an sich selber. Das Studium ist durch diese Kompaktheit so gestaltet, dass man die Chance hat in engem Kontakt mit den Lehrenden zu treten und von den auf dem Themengebiet forschenden Personen viel lernen kann. Allerdings ist das von dir selbst abhängig. Schließlich möchtest du am Ende des Studiums dastehen und behaupten können, du bist Ingenieur der nachhaltigen Rohstoff- und Energieversorgung, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Man lernt durch die geringe Größe ebenfalls schnell Leute kennen, die einem in einer Lerngruppe unterstützen können und durch eine aktive Fachschaft lernt man schnell auch Studenten aus den Jahrgängen über einem kennen, die dir beim Studienverlauf nützliche Tipps geben können. Da kann ich glücklicherweise ganz klar sagen, dass bei den Leuten in diesem Studiengang das Konkurrenzdenken untereinander keinen großen Stellenwert hat. Gemeinsam kommt man einfach weiter. Vielleicht liegt diese Mentalität einfach nahe, weil sich der Studiengang auch um Nachhaltigkeit dreht. Und auch die Studienberatung steht euch immer kompetent mit Rat und Tat zur Seite, wenn ihr mal nicht wisst, wie genau die Belegung der Fächer funktioniert oder was zu tun ist, wenn ihr eure Bachelorarbeit anmelden möchtet.

Was den Alltag angeht, ist man so frei, wie man das möchte. Der Stundenplan ist voll, beinhaltet aber auch angemessene Lücken, die man selbst zur Verfügung hat. Ob man dann nach-/vorbereitet oder den Lernstoff lieber in der Klausurphase durchpauken möchte, ist einem da selbst überlassen. Es gibt meist eine Vorlesung und eine Übung zu jedem Fach, selten fällt die Übung weg, noch seltener gibt es regelmäßige Selbstrechnungsübungen. Das Selbststudium ist schließlich auch Teil des Studiums.
Ihr habt pro Semester im Schnitt 6-8 Prüfungen, die ihr nach der Vorlesungszeit habt. Viele Unis haben dort freie Zeit oder „nur“ Hausarbeiten, an der RWTH könnt ihr euch drauf einstellen, in dieser Zeit Klausuren zu schreiben. Dabei habt ihr bei vielen Fächern die Möglichkeit, aus zwei Terminen zu wählen, was die Klausurdichte etwas verringern kann. Oder erhöht, je nachdem was ihr lieber haben möchtet. Manche Klausuren sind etwas anspruchsvoller als andere, da könnt ihr gut auf die Erfahrungswerte der anderen Studenten hören. Damit wären wir wieder beim Anspruch. Letztendlich ist das Studium das, was ihr draus macht. Der Studiengangsaufbau und die Umgebung geben euch ideale Voraussetzungen, um euch frei nach euren Interessen entfalten zu können und diese dann zu vertiefen.

Und später?

Vielleicht kommt schon ein bisschen heraus, dass die Vertiefung hier der ausschlaggebende Punkt ist. Habt ihr euch für die Vertiefung „Bergbau“ entschieden, ist ein Berufseinstieg in einem Windkraftunternehmen erstmal schwierig. Dadurch, dass ihr aber so selbstbestimmt wählen könnt und ihr euer zukünftiges Arbeitsfeld im Praktikum bestenfalls schon etwas abgesteckt habt, steht euch der Energiemarkt offen. Ihr könnt in Ingenieurbüros arbeiten, die sich mit Energiemarktanalysen oder Anlagenplanung befassen, ihr könnt in den Anlagenbau gehen und diese auslegen, ihr könnt in Aufbereitungsbetriebe oder in die Abfallwirtschaft gehen, ihr könnt euch aber auch mit eurem Wissen nochmals umorientieren und beratende Funktionen einnehmen. Die Möglichkeit einen Doktortitel zu machen ist hier natürlich auch gegeben. Dabei könnt ihr sehr gut auch international arbeiten, sei es als Anlageningenieur für Photovoltaikanlagen in Japan oder den Abbau von Braunkohle planend in Australien – alles euch überlassen, sofern ihr das möchtet. Der Studiengang der Nachhaltigen Rohstoff- und Energieversorgung bietet euch die Grundlage dafür und ihr könnt das Beste daraus machen.

Ich schließe meinen Bachelor nun ab und habe meine perfekte Wahl getroffen. Die kleine Gruppengröße gefällt mir sehr, die Fächerauswahl ermöglicht mir Gestaltungsfreiheit und ist insgesamt gut abwechselnd aufgebaut. Auch den zwischenzeitlichen Vergleichen, ob das Maschinenbaustudium mit Schwerpunkt Energietechnik mehr für mich geeignet ist, hielt die nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung stand. Ich schätze es sehr, dass ich so direkten Kontakt zur Forschung und den Lehrenden habe, sodass ich ohne Zweifel behaupten kann, dass ich mich auf diesem Gebiet sicher auskenne. Zudem ermöglichen die verschiedenen interdisziplinären Fächer eine Ablenkung und Bereicherung, die es mir ermöglichen, auch nach dem Studium noch in die Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit zu gehen. Genau deswegen würde ich diesen Studiengang auch so nochmal studieren.

Nachhaltigkeit studieren geht also – und sollte in unserer konsumgeprägten Welt auch nicht außer Acht gelassen werden.

 

Über den Autor:

Hendrik Heider (23)
Studiengang: Rohstoffingenieurwesen
Uni/Hochschule: RWTH Aachen
Regionalgruppe: NRW

28 Mrz

Studiengang: Sprechwissenschaft

Der Studiengang: Sprechwissenschaft

… ist das sowas wie Logopädie?

Sprechwissenschaft ist viel mehr als nur Logopädie! Denn neben dem klinischen Bereich lernt man zum Beispiel rhetorische Modelle kennen, erarbeitet Texte aus dem Theater, übt das Unterrichten von Lehrern oder Schauspielern und untersucht die Merkmale der deutschen Aussprache…

Wie ich dazu kam…

Nach meinem Abitur war mir relativ schnell klar, dass ich nichts Naturwissenschaftliches studieren möchte. Auch Kunst und Musik lagen mir nicht sonderlich gut, aber machten wenigstens mehr Spaß. Sprachen waren das Einzige, was mich wirklich interessierte und besonders die Deutsche. Aber welche Richtung sollte ich mit diesem Interessensfeld einschlagen? Germanistik? Erschien mir zu trocken. Lehrerin? Dafür fehlt mir die Geduld. Logopädie? Gibt es zwar auch als Studiengang, aber da scheint man mit einer Ausbildung besser dran zu sein…
Und dann gab es da ja noch die anderen Dinge, die für mich in Frage kamen: Schauspiel, Theater, Psychologie… Aber welcher Studiengang sollte diese Teilgebiete vereinen?
Wie es manchmal so ist, geriet ich über drei Ecken an ein Universitätspraktikum bei der Sprechwissenschaft in meiner Heimatstadt Halle. Ich war sofort begeistert! Und ab da ging alles ganz schnell:
Ich hörte von der Eignungsprüfung, die immer schon im April stattfindet, auch wenn das Studium erst zum Wintersemester startet. Im Internet suchte ich nach Kliniken und HNO-Ärzten, die ein sogenanntes phoniatrisches Gutachten erstellen. Im Grunde soll dieses Gutachten bestätigen, dass man später einmal einen sprechintensiven Beruf ausüben können wird, ohne dass dabei Schädigungen an der Stimme auftreten (einige Lehramtsbewerber müssen das zum Beispiel auch machen).
Dieses Gutachten sendete ich an das Institut und bekam damit automatisch eine Einladung zur Eignungsprüfung (das Gutachten darf nicht älter als ein halbes Jahr sein).
Für die Prüfung „durfte“ ich ein Volkslied und ein Gedicht zwei unabhängigen Jurys aus Professoren und Mitarbeitern vortragen. Außerdem musste ich einen Rhythmus nachklatschen und einige Töne nachsingen. Ich war erstaunt, dass es so gut klappte, denn Musik hatte ich eigentlich in der zehnten Klasse abgewählt. Das schwierigste war für mich eine kleine spontane Rede zu der Frage, was ich von einer Helmpflicht für Fahrradfahrer halten würde. Da musste ich mich echt konzentrieren, die richtigen Argumente zu finden und nicht herum zu stottern. Mittlerweile glaube ich, die Jury hat dabei aber mehr auf meine Sprechweise geachtet (also zum Beispiel, ob ich einen Dialekt habe). Einige meiner Mitstudierenden hatten vor der Prüfung ein paar Logopädie-Stunden genommen, um daran zu arbeiten. Dann wartete ich fünf furchtbare Minuten auf dem Flur und als ich wieder rein durfte, sagten Sie mir: „Wir sehen uns im Oktober!“. Ich musste mich nur noch ganz normal immatrikulieren, da mein Abi-Durchschnitt unter dem NC von 2,3 lag (Die erreichten Punkte der Eignungsprüfung werden mit dem Abi-Durchschnitt verrechnet. Der NC ergibt sich natürlich jedes Jahr neu, aber er lag bisher nie unter 2,0).

Wie das Studium abläuft…

In den Einführungsveranstaltungen erklärte man uns: Das Studium teilt sich in die 4 Säulen Rhetorik, Phonetik, Sprechkunst und klinische Sprechwissenschaft auf. Wir lernen die Grundlagen dieser Säulen kennen und in allen Bereichen die Fähigkeiten, um auch selbst auf diesem Gebiet methodisch- didaktisch zu arbeiten. Dadurch können wir am Ende Rhetoriktrainer, Phonetiker, Sprechbildner für Schauspieler und Sprecher oder – wie ich es nenne- „studierte Logopäden“ werden.
Ich war erstaunt, als ich das Fach „Entspannung“ auf dem Stundenplan las. Aber im Laufe des Semesters lernte ich diese Veranstaltung zu lieben. Auch unseren Bewegungsunterricht, der oft anstrengend und anfangs auch etwas unbehaglich war: Denn dabei gab es viel Körperkontakt mit meinen Mitstudierenden und wir mussten einander vertrauen. Gut, dass wir nur 30 Leute pro Jahrgang sind und niemand von uns wirklich zurückhaltend ist. Auch Schüchternheit ist bei uns fehl am Platz: Im ersten Semester bestand eine Erwärmung aus dem Nachahmen von Tiergeräuschen und Bewegungen. Auch wenn das zunächst eher lustig klingt: Das Verbessern der eigenen Stimme, der Atmung und der Körperhaltung ist harte Arbeit und ließ mich schon oft an meine Grenzen gehen. Das große Highlight eines Semesters ist das Vorsprechen, bei dem wir einen fünfminütigen Text unserer Wahl auf einer Bühne vor all unseren Mitstudierenden und Profs vortragen dürfen. Ab dem zweiten Semester gibt es dafür auch eine Note.
Ansonsten sieht ein ganz normaler Tag bei mir so aus: Um 10 Uhr geht es in die Uni (wenn ich Glück mit den Einschreibungen hatte und mein Stundenplan daher gut geworden ist). Dann höre ich Vorlesungen mit viel PowerPoint-Untermalung oder wir gestalten unsere Seminare selbst, denn dafür gibt es auch meistens Noten. Im Interesse der Mitstudierenden wird das Ganze dann so aufbereitet, dass die erste Stunde Spaß macht und wie im Flug vergeht. Oder wir lösen Aufgaben und führen Dialoge, die dann zu einer „versteckten Erkenntnis“ führen. Auf all unsere Leistungen geben wir uns gegenseitig ein Feedback, was ich sehr schätzen gelernt habe. Dann geht es schnell in die Mensa und ab zum Bewegungsunterricht (vorher nicht zu viel mampfen!). Abends habe ich dann immer noch Zeit für meine eigenen Hobbies und auch über den Lernaufwand kann ich mich nicht beschweren. Die Bibliothek besuche ich meist nur kurz vor den Prüfungen regelmäßig.
Apropos Prüfungen: Im ersten Studienjahr hatten wir viele Theoretische. Besonders das Auswendiglernen aller Atemmuskeln war etwas mühselig, aber hat sich am Ende auch irgendwie gelohnt. Eine mündliche Prüfung ist auch immer dabei, aber die darf man zum Glück zu dritt durchstehen – so konnten wir uns schon oft bei einer schwierigen Frage gegenseitig rausboxen. Auch eine Hausarbeit und viele Vorträge durfte ich schon im Teamwork erledigen, was sich meiner Meinung nach in den Noten positiv bemerkbar macht.

Wie es danach weiter geht…

„Und was macht man später mal damit?“ Leider ist die Frage gleichwohl nervig als auch berechtigt. Auf unserer Homepage liest man dazu: ehemalige Absolventen und Absolventinnen seien heute in der Beratung, der Lehre oder dem Gesundheitswesen tätig. Als Ausbilder für sprechintensive Berufe oder als Kommunikationstrainer, auch als Therapeut von Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen kann man eine Anstellung finden. Für mich haben diese Begriffe erst so richtig Gestalt angenommen, als ich meine Pflichtpraktika absolviert hatte und einen wirklichen Einblick in die einzelnen Gebiete bekommen habe. Ich glaube, wenn man ein wirkliches Interesse für sein Teilgebiet mitbringt, kann man auch mit diesem ausgefallenen Studiengang einen guten (und auch gutbezahlten) Job finden. Die Master-Möglichkeiten scheinen auch erstmal etwas begrenzt zu sein. Es gibt drei sehr spezialisierte Mastermöglichkeiten in Stuttgart; den Master Sprecherziehung in Münster, Regensburg, Göttingen, Düsseldorf und den Master in Speech Science mit der Spezialisierung Sprechwissenschaft. Natürlich kann man auch in Halle den Master Sprechkunst/ Rhetorik/ Phonetik oder Klinische Sprechwissenschaft belegen. Alles in Allem macht mir mein Studium jeden Tag aufs Neue großen Spaß und daher bin ich auch bereit, in Zukunft einige Hürden zu nehmen, um bei meinem Traumjob zu landen.

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Über den Autor

Elisabeth Böhm (23)
Studiengang: Sprechwissenschaft B.A.
Uni/Hochschule: Universität Halle (Saale)
Regionalgruppe: HAL 2012

„Mir gefällt am Studienkompass, dass man sich mit Fragen zum Studium nie alleine gelassen fühlt.“