05 Mai

Studiengänge – Vielfalt und Orientierung

Ein Überblick über die Studienfächer der Studienkompass-Teilnehmer und Alumni


Du weißt noch nicht genau, was du studieren sollst? Du fragst dich, wie es eigentlich wirklich ist, dein „Traumfach“ zu studieren? Hier kannst du nachlesen, was in der ASk-Community studiert wird!

In unserem Blog findet ihr in den nächsten Wochen immer wieder die neue Vorstellung eines Studienganges unserer STUDIENKOMPASS-Teilnehmer sowie ASk-Mitglieder. Es wird von Inhalten, Zukunftsmöglichkeiten und vor allem, persönlichen Erfahrungen, berichtet. Unter der Kategorie „studiengänge“ werdet ihr alle bisher veröffentlichten Texte zu diesem Thema finden.

Du studierst etwas, das noch nicht bei unseren Beiträgen dabei ist? schreibe uns einfach an info@askev.de eine Mail! Wir brauchen jederzeit neue Beiträge und freuen uns auf deine Ideen!

02 Mai

Studiengang: Kulturwirtschaft B.A. an der Universität Passau

Studiengang: Kulturwirtschaft B.A. an der Universität Passau

Du interessierst dich für andere Kulturen und Sprachen und gleichzeitig gefällt es dir wirtschaftliche Vorgänge zu verstehen und mitzugestalten? Du möchtest gerne in einem internationalen Kontext studieren? Du fragst dich, ob Kultur und Wirtschaft überhaupt zusammenpassen?

Letztes Wochenende war ich auf dem Ask. Mitgliederwochenende in Berlin (was übrigens äußerst zu empfehlen ist) und ich habe wieder einmal bemerkt, wie kompliziert es ist, auf die einfache Frage: „Und, was machst du so?“ zu antworten. Ich studiere nämlich Kulturwirtschaft, oder auf Englisch etwas „fancier“ ausgedrückt International Cultural and Business Studies. In jedem Fall kann sich die Mehrheit meiner Gesprächspartner nichts darunter vorstellen. Da es meiner Meinung nach ein großartiger Studiengang ist, möchte ich ihn dir heute etwas näherbringen.

Kulturwirtschaft, oder auch liebevoll Kuwi genannt, ist ein interdisziplinärer Studiengang. Das bedeutet, dass verschiedene Wissenschaftsdisziplinen fachübergreifend kombiniert werden. Kuwi verbindet wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse mit zwei angewandten Fremdsprachen und einem kulturwissenschaftlichen Schwerpunkt in einer von dir gewählten Sprachregion (Kulturraum). Dementsprechend verläuft jedes Studium sehr individuell, abhängig von deiner persönlichen Fächerwahl und -kombination. Der Vorteil ist, dass du somit deine diversen Stärken zusammenbringen, Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und ein Blick für das „große Ganze“ bekommen kannst.

Aufbau

Das Studium besteht aus 5 Modulen. Die zwei größten Module sind die Wirtschaftswissenschaften und die Kulturraumstudien.

Die Wirtschaftswissenschaften lehren dich zunächst Betriebswirtschaftliche (BWL) und Volkswirtschaftliche (VWL) Grundkenntnisse. Später vertiefst du entweder BWL oder VWL.

In den Kulturraumstudien stehen dir 7 Kulturräume zur Wahl: Angloamerikanisch, Französischsprachig, Italienisch, Iberoromanisch (Spanien, Portugal & Lateinamerika), Ostmitteleuropäischer und Südostasiatischer. In deinem gewählten Kulturraum beschäftigst du dich mit kulturwissenschaftlichen Fragen sowie Literaturwissenschaft oder Sprachwissenschaft. Du lernst sowohl geschichtliche und politische Aspekte als auch ästhetische und gesellschaftliche. Des Weiteren kannst du dein Wissen in dem Bereich vertiefen, der dir am Besten gefällt. Ich habe beispielsweise nach einem Jahr gemerkt, dass mir die Politikwissenschaft, insbesondere die Disziplin Internationale Beziehungen besonders gut gefällt.

In den drei anderen Modulen wählst du zunächst zwei Sprachen aus 13 zur auswahlstehenden Sprachen aus. Zusätzlich erwirbst du interkulturelle Kompetenzen und lernst international zu kommunizieren. Das letzte Modul ist ein verpflichtender Auslandsaufenthalt in Form eines Auslandsstudiums oder Praktikum.

Ich persönliche studiere mit dem Fokus auf iberoromanischen Kulturraum, Internationale Beziehungen und VWL. Meine Sprachen sind Französisch und Spanisch. Mein Auslandssemester habe ich in Tunis, Tunesien verbracht.

 

Zukunftsperspektiven

Mit dem Abschluss als Kulturwirt_in eröffnest du dir vielfältige internationale Berufsmöglichkeiten in Industrie und Handel, im Tourismus, bei Banken, Versicherungen, Kulturorganisationen, in der Politik, in NGOs, im öffentlichen Dienst oder der Medienbranche. Je nach individueller Profilbildung und Schwerpunktsetzung sind zum Beispiel Vertrieb und Kundenbetreuung, Einkauf, Marketing, Personalwesen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Organisation oder Aus- und Weiterbildung mögliche Tätigkeitsbereiche. Nach dem Abschluss des Bachelors kannst du direkt in den Beruf einsteigen oder – insbesondere, wenn du eine Führungsposition oder wissenschaftliche Karriere (Promotion) anstrebst – dein Wissen durch ein Masterstudium erweitern und vertiefen.

Passau

Mein Studienort Passau liegt ganz im Südosten Deutschlands. Mit 50.000 Einwohnern ist Passau zwar eine kleine Stadt, trotzdem erwecken über 12 000 Studierende aus der ganzen Welt die Stadt zum Leben. Der Campus liegt direkt an der Donau und wurde in der Vergangenheit zum schönsten Campus in Deutschland gekürt. Die Wege sind kurz, die Lebensqualität sehr hoch, die Freizeitmöglichkeiten reich und das Wetter fast immer sonnig.

Fazit

Da meine Interessen sehr divers sind, habe ich in meinem interdisziplinären Studiengang die perfekte Möglichkeit gefunden meine Stärken zu vereinen. Ich profitiere davon, Einblicke in verschiedene Wissenschaftsdisziplinen zu bekommen und somit Problematiken aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und bewerten zu können. Der Vorteil, individuell seine Fächerwahl zusammenzustellen, ist gleichzeitig eine Herausforderung. Es ist wichtig, immer einen roten Faden zu behalten und die unterschiedlichen Lehrveranstaltungen aufeinander zu beziehen.

Wenn du jetzt neugierig geworden bist, stehe ich immer gerne für Fragen oder Tipps zur Verfügung! Gerne nehme ich dich auch für eine Tag mit in meinen Unialltag. Ich freue mich, von dir zu hören.

Sonnige Grüße aus der Dreiflüssestadt Passau!

Karoline

Über die Autorin:

2019-05-18_-_Karoline Möller_-_Blogbeitrag_Kulturwissenschaften1

Karoline Möller (24)
Studiengang: Kulturwissenschaft B.A.
Hochschule: Universität Passau
Regionalgruppe: Jahrgang 2013 in Kiel; jetzt Alumna in München

25 Apr

Studiengang: Wirtschaftspsychologie (B.Sc. oder B.A.)

Der Studiengang: Wirtschaftspsychologie

 

Wirtschaftspsychologie? Was ist das denn?

Seid ihr schonmal über den Studiengang Wirtschaftspsychologie gestolpert und habt euch gefragt, was das eigentlich genau ist? Oder habt ihr sogar schonmal einem Wirtschaftspsychologen bei seinen leidenschaftlichen Ausführungen zu seinem Studiengang gelauscht und hattet trotzdem keinen blassen Schimmer, was man da eigentlich lernt? Dann möchte ich versuchen, euch mit diesem Artikel die Wirtschaftspsychologie – liebevoll auch WiPsy genannt – näherzubringen und eine Erklärung für die Faszination für dieses Fach zu geben.

Studiengangsvorstellung

Die Wirtschaftspsychologie ist eine noch recht junge Disziplin, die gemeinsam von der Hochschule Harz und der ehemaligen Fachhochschule Lüneburg entwickelt und 1998 erstmals von der Hochschule Harz angeboten wurde. Sie nimmt eine immer wichtigere Rolle in den unterschiedlichsten Bereichen heutiger Wirtschaftsunternehmen ein. Denn das Fach vereint Kenntnisse und Fähigkeiten zu wichtigen Aspekten der Wirtschaft mit dem Wissen über die im und vor allem zwischen Menschen ablaufenden psychologischen Prozesse. Konkret gesagt, kann man den Studiengang in zwei grobe Disziplinen unterteilen: Zum einen gibt es den Marktbereich, zum anderen können sich Studierende auf den Personalbereich spezialisieren.

Beide Bereiche beschäftigen sich unter anderem mit Fragestellungen zu den Beziehungen zwischen verschiedenen Personen, dem Verhalten von Menschen in unterschiedlichen Situationen oder auch der Motivation von Menschen zu bestimmten Handlungen, bezogen auf den Kontext „Markt“ oder den Kontext „Personalwesen“. Dabei untersuchen WiPsys auf wissenschaftlich-empirischer Basis die Hintergründe der Fragestellungen und formulieren daraus Untersuchungsergebnisse, die sie in Zusammenarbeit mit Personen anderer wirtschaftlicher Teilbereiche umsetzen.

Studiumsverlauf

Das Studium der Wirtschaftspsychologie wird ausschließlich an Hochschulen angeboten und lehrt das Wissen aus drei Disziplinen. So vermittelt  es grundlegendes Wissen und Fähigkeiten der BWL, umfangreiche Kenntnisse der Statistik, sowie tiefgreifende Erkenntnisse und Fähigkeiten der Psychologie und legt großen Wert darauf, die Synergien der Bereiche offenzulegen und sie den Studenten greifbar und anwendungsnah beizubringen. Da der Studiengang „Wirtschaftspsychologie“ nicht an jeder Universität genau gleich aufgebaut ist, schließt man den Studiengang entweder als Bachelor of Science – bei einem stärkeren Fokus auf die psychologischen Prozesse und Forschung – oder als Bachelor of Arts – bei einem stärkeren Fokus auf die wirtschaftlichen Zusammenhänge – ab.

Zu Beginn des Studiums lernen die Studierenden, wie in vielen anderen Studiengängen auch, die Grundlagen aller Teilbereiche des Studiengangs. Erst in den fortgeschrittenen Semestern haben die Studierenden dann die Wahl, sich auf einen der Teilbereiche zu spezialisieren. Hat man sich für einen der beiden Bereiche entschieden, stehen den Studierenden wieder je nach gewählter Spezialisierung weitere Vertiefungen zur Auswahl. So können sich Studierende der Marktvertiefung vor allem auf Werbe- und Konsumentenpsychologie, Marketing oder Marktforschung spezialisieren und die Studierenden der Personalvertiefung vor allem aus den Teildisziplinen der Personalauswahl, der Personalentwicklung, dem Changemanagement oder Coaching wählen. In allen Studiengängen ist meist mindestens ein (Auslands-) Praktikum verankert, um die erlernten Fähigkeiten praktisch zu erproben.

Die Einzigartigkeit des Studiengangs

Wirtschaftspsychologie vereint, wie kein zweites Studium, die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Psychologie mit dem wirtschaftlichen Nutzen. So lernen Studierende zum Beispiel, wie sie Mitarbeiter durch die richtige Motivation zu Höchstleistungen pushen können, mit welchen Methoden sie Bewerber in Gesprächen umfangreich einschätzen, wie sie Gespräche mit Menschen führen –  um persönliche berufliche Schwierigkeiten abzuwenden, welche Geruchsstoffe die Kaufentscheidungen von Kunden beeinflussen, wie unterschiedlich Menschen auf die gleiche Werbung reagieren oder welche Präferenzen Konsumenten bei bestimmten Produkten haben.

Der Studiengang ist gerade wegen seines psychologisch-wirtschaftlichen Grundgerüstes ein auf weite Strecken sehr praxisnaher und auch praxisorientierter Studiengang, in dem die Studierenden immer genau wissen, wie sie die Inhalte im Berufsleben anwenden können. So werden ganze Semester von Praxisprojekten bestimmt, in denen die Studierenden klassische Workshops zur Teamentwicklung entwerfen oder auch eine völlig neue Marke einer Produktlinie konzipieren. Bei all dem wird den Studierenden Raum für ihre Kreativität gegeben, wenn sie zum Beispiel ein Training zur Stärkung „Interkultureller Kompetenzen“ gestalten sollen oder in einer studentischen Befragung Verbesserungsideen für das Campusleben erforschen. Durch die zumeist enge Zusammenarbeit von Hochschulen mit regionalen Unternehmen werden die Projekte häufig gemeinsam mit diesen durchgeführt, wodurch die angehenden Wirtschaftspsychologen bereits während ihres Studiums in Berührung mit der Arbeitswelt kommen und so einmalige und wertvolle Einblicke gewinnen können.

Alles in allem bietet das Studium der Wirtschaftspsychologie genau die richtige Mischung aus theoretischen Grundlagen und praktischen Methoden, spannender Abwechslung und immer neuen Denkanstößen, um direkt nach dem Bachelor erfolgreich in den Beruf einzusteigen und als Experte auf dem eigenem Gebiet zu fungieren.

 

Über den Autor:

Tom Schulz (25)
Studiengang: Wirtschaftspsychologie
Uni/Hochschule: HS Harz Werningerode
Regionalgruppe: Berlin

18 Apr

Studiengang: Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung

Nachhaltigkeit studieren an der RWTH Aachen

 

Rohstoffe. Was wäre eine Welt ohne Rohstoffe? Eine Welt, in der es kein Smartphone gäbe, weil nicht nur die seltenen Erden für die Elektronik, sondern auch die Materialien für das Gehäuse fehlen würden. Zudem wäre die Stromversorgung ein Problem, das nicht unbeachtet bleiben würde. Rohstoffe machen unser tägliches Leben aus. Doch wer kümmert sich eigentlich darum, dass all die Rohstoffe, die uns zum Beispiel täglich als Bus zur Uni oder Arbeit bringen, auch in der Produktion verfügbar sind?

Ich möchte in diesem Blogbeitrag meinen Studiengang „Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung“ (ehemals Rohstoffingenieurwesen) vorstellen. Als ich selbst zum ersten Mal davon gehört habe, reagierte ich erstmal unwissend. Leichtes Schulterzucken, ein Blick, der sagt: „Aha, klingt ganz nice“. Die gleiche Reaktion wie die Meisten, denen ich selbst davon erzähle. Ich konnte mir wenig darunter vorstellen, außer dass man später wohl als Ingenieur die RWTH Aachen verlässt. Das reicht natürlich nicht aus, um eine Studienentscheidung zu fassen. Es galt, mehr über diesen Studiengang in Erfahrung zu bringen und meine Fragen zu beantworten.

Was macht man eigentlich als Ingenieur der nachhaltigen Rohstoff- und Energieversorgung? Wo eröffnen sich dadurch Arbeitsmöglichkeiten im Berufsleben? Wie sieht das Studium aus? Und wieso habe ich eigentlich noch nie etwas davon gehört?

Aufbau des Studiengangs

Letzteres liegt vermutlich daran, dass es mittlerweile einen schier unendlich wirkenden Pool an Studiengängen gibt. Da gehen Studiengänge, die nicht gerade BWL, Maschinenbau oder Medizin heißen, schnell unter. Die „Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung“ (ich kürze das jetzt mal einfach mit NREV ab) kann vielleicht keine generelle Bekanntheit, dafür aber tiefe Wurzeln,vorweisen. Die NREV basiert auf dem schon 1880 eingeführten Studiengang „Bergbaukunde“ und hat auch heute noch eine Vertiefungsrichtung „Bergbau“. Zu dieser gesellen sich die beiden anderen Vertiefungen „Energie“ und „Recycling“. Daran lässt sich schon erkennen, dass der Studiengang sich seit 1880 weiterentwickelt hat und mit den Themen der Zeit gegangen ist.

Grundsätzlich wird man als Student der NREV als Ingenieur ausgebildet. Dazu gehören klassisch Mechanik und Mathematik in verschiedenen Ausführungen. Diese Fächer gehören zum Ingenieursstudium wie die Briefmarke zum Brief und sind auch allgemein bekannt. Sie machen aber nur einen Teil des Grundstudiums aus. Bei weiterer Betrachtung der Module wird schnell klar, dass sich der Studiengang bemüht, seine Studenten möglichst breit aufzustellen. So finden Elektrotechnik, Wärmetechnik und Chemie als ingenieursspezifische, aber auch BWL, Recht sowie Englisch als ergänzende Pflichtfächer Einzug in den Modulkatalog. Ich selbst muss sagen, dass gerade diese breite Fächerung für Abwechslung im Studium gesorgt hat und dafür gesorgt hat, nicht mit Scheuklappen des eigenen Faches durch sein Studium zu gehen. Dabei hilft auch, dass viele Fächer nicht NREV eigen sind, sondern zusammen mit Umweltingenieuren, Maschinenbaustudenten oder BWLern gehört werden.

Die eben schon erwähnten Vertiefungsrichtungen Bergbau, Energie und Recycling folgen dann in den späteren Semestern. Die Vertiefung Bergbau beinhaltet beispielsweise die Rohstoffwirtschaft, bei der wichtige Rohstoffgüter (zum Beispiel Kohle oder Kupfer) auf dem Weltmarkt betrachtet und die Prozesse des Marktes analysiert werden. Gleichzeitig lehrt die Rohstoffgewinnung verschiedene Verfahren, um unterschiedliche Rohstoffe verfügbar zu machen, beispielsweise im Tagebau oder Untertagebau. Den Rohstoffweg aus der Erde zum Rohstoff schließt die Aufbereitung ab, die sich mit der Freilegung des zu gewinnenden Rohstoffs befasst- bei der also Verunreinigungen abgetrennt werden und der Rohstoff angereichert wird.

Im Bereich des Recyclings liegt der Fokus auf der Rohstoffrückgewinnung. Dadurch fallen die direkten Abbauverfahren aus dem Lehrplan weg und Fächer wie die thermische Abfallbehandlung in Müllverbrennungsanlagen und Emissionsminderung stehen auf dem Lehrplan. Außerdem finden sich auch Fächer der Abfallwirtschaft wieder, die die Wertschöpfungskette des Abfalls beleuchten. Wo entsteht dieser, wie muss mit diesem umgegangen werden und wie kann dieser verwertet werden – sei es thermisch oder als Recyclat nach der Aufbereitung. Gerade in einer Welt, in der immer mehr Abfall anfällt, den es als allererstes zu vermeiden gilt, nimmt das Recycling jetzt schon eine große Rolle in unserer Zukunft ein.

Zuletzt steht der Energiebereich zur Wahl. Dort wird besonders auf die Energierohstoffe eingegangen. Wie kann man eigentlich Energie aus Biomasse, wie beispielsweise Stroh, gewinnen? Kann ich Kohle einfach aus der Erde holen, anzünden und Strom erzeugen? Und was bedeutet eigentlich „anzünden“? Im Bereich der Energie spielen die fossilen Energierohstoffe ebenso eine Rolle wie die erneuerbaren Energien: Sonne, Wasser oder eben Biomasse. Zudem werden hier Grundlagen der Strömungsmechanik und das Themengebiet der Verfahrenstechnik abgedeckt, da diese besonders in Energieerzeugungsanlagen eine Rolle spielen. Schließlich gilt es möglichst effizient die Energie zu gewinnen, die wir später in Form von Strom oder Wärme nutzen.

Man erkennt, dass der Studiengang wirklich breit aufgestellt ist und den Studenten die freie Wahl lässt, sich nach ihren Interessen zu vertiefen. Besonders das darauffolgende Masterangebot mit dem „Rohstoffingenieurwesen“ oder der „Nachhaltigen Energieversorgung“ passen hervorragend auf die im Bachelor gelernten Themen und Vertiefungen. Dort werden die im Bachelor gelernten Themengebiete weiter vertieft, es stehen aber auch Spezialisierungen zur Wahl. Man kann beispielsweise Fächer wie Energiespeichertechnologien, Photovoltaik oder Nachwachsende Rohstoffe belegen.

Besonders hervorzuheben ist, dass ein Industriepraktikum fest im Studium verankert ist. Die Wahl des Betriebs ist dabei dem Studenten überlassen, wichtig ist nur, darauf zu achten, dass man Einblick in die Arbeitswelt eines Ingenieurs aus der gewählten Vertiefungsrichtung bekommt. Dieses Praktikum kann auch vor dem Studium absolviert werden, zum Beispiel inder Zeit zwischen Abitur und Studium, und kann natürlich auch die Mindestdauer von 40 Tagen überschreiten. Ein Praktikum ist in jedem Fall sinnvoll, denn all das Lernen über die verschiedenen Energieformen kann noch so interessant sein, wenn man aber später keine Tests an Photovoltaikanlagen machen möchte, weil einem der Bürojob besser liegt, sollte man das vorher praktisch erfahren haben. Letztendlich macht ihr das Praktikum ja für euch und ihr habt den Anspruch, aus diesem Erfahrungen für euch mitzunehmen. Beispiel bei mir: ich war vor dem Studium 6 Wochen im Tagebau bei RWE und hatte dort eine sehr spannende Zeit. Mitgenommen habe ich davon, dass ich weiß, nicht im Tagebau arbeiten zu wollen, sondern lieber im Bereich der erneuerbaren Energien – rund um ein gelungenes Praktikum also.

Im Studium

Von der NREV ist ganz klar zu sagen: Es ist anspruchsvoll. Doch was heißt Anspruch? In diesem Fall wirst du nur selten auf die so gefürchteten sogenannten Siebklausuren treffen, die du im Maschinenbau mehrfach im Semester schreibst. Aufgrund der kleinen Studentenzahl von ca. 80 Leuten ist hier kein Heraussieben der Massen an Studenten notwendig. Der Anspruch entsteht aber genau wegen der kleinen Zahl an Leuten. Und zwar an sich selber. Das Studium ist durch diese Kompaktheit so gestaltet, dass man die Chance hat in engem Kontakt mit den Lehrenden zu treten und von den auf dem Themengebiet forschenden Personen viel lernen kann. Allerdings ist das von dir selbst abhängig. Schließlich möchtest du am Ende des Studiums dastehen und behaupten können, du bist Ingenieur der nachhaltigen Rohstoff- und Energieversorgung, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Man lernt durch die geringe Größe ebenfalls schnell Leute kennen, die einem in einer Lerngruppe unterstützen können und durch eine aktive Fachschaft lernt man schnell auch Studenten aus den Jahrgängen über einem kennen, die dir beim Studienverlauf nützliche Tipps geben können. Da kann ich glücklicherweise ganz klar sagen, dass bei den Leuten in diesem Studiengang das Konkurrenzdenken untereinander keinen großen Stellenwert hat. Gemeinsam kommt man einfach weiter. Vielleicht liegt diese Mentalität einfach nahe, weil sich der Studiengang auch um Nachhaltigkeit dreht. Und auch die Studienberatung steht euch immer kompetent mit Rat und Tat zur Seite, wenn ihr mal nicht wisst, wie genau die Belegung der Fächer funktioniert oder was zu tun ist, wenn ihr eure Bachelorarbeit anmelden möchtet.

Was den Alltag angeht, ist man so frei, wie man das möchte. Der Stundenplan ist voll, beinhaltet aber auch angemessene Lücken, die man selbst zur Verfügung hat. Ob man dann nach-/vorbereitet oder den Lernstoff lieber in der Klausurphase durchpauken möchte, ist einem da selbst überlassen. Es gibt meist eine Vorlesung und eine Übung zu jedem Fach, selten fällt die Übung weg, noch seltener gibt es regelmäßige Selbstrechnungsübungen. Das Selbststudium ist schließlich auch Teil des Studiums.
Ihr habt pro Semester im Schnitt 6-8 Prüfungen, die ihr nach der Vorlesungszeit habt. Viele Unis haben dort freie Zeit oder „nur“ Hausarbeiten, an der RWTH könnt ihr euch drauf einstellen, in dieser Zeit Klausuren zu schreiben. Dabei habt ihr bei vielen Fächern die Möglichkeit, aus zwei Terminen zu wählen, was die Klausurdichte etwas verringern kann. Oder erhöht, je nachdem was ihr lieber haben möchtet. Manche Klausuren sind etwas anspruchsvoller als andere, da könnt ihr gut auf die Erfahrungswerte der anderen Studenten hören. Damit wären wir wieder beim Anspruch. Letztendlich ist das Studium das, was ihr draus macht. Der Studiengangsaufbau und die Umgebung geben euch ideale Voraussetzungen, um euch frei nach euren Interessen entfalten zu können und diese dann zu vertiefen.

Und später?

Vielleicht kommt schon ein bisschen heraus, dass die Vertiefung hier der ausschlaggebende Punkt ist. Habt ihr euch für die Vertiefung „Bergbau“ entschieden, ist ein Berufseinstieg in einem Windkraftunternehmen erstmal schwierig. Dadurch, dass ihr aber so selbstbestimmt wählen könnt und ihr euer zukünftiges Arbeitsfeld im Praktikum bestenfalls schon etwas abgesteckt habt, steht euch der Energiemarkt offen. Ihr könnt in Ingenieurbüros arbeiten, die sich mit Energiemarktanalysen oder Anlagenplanung befassen, ihr könnt in den Anlagenbau gehen und diese auslegen, ihr könnt in Aufbereitungsbetriebe oder in die Abfallwirtschaft gehen, ihr könnt euch aber auch mit eurem Wissen nochmals umorientieren und beratende Funktionen einnehmen. Die Möglichkeit einen Doktortitel zu machen ist hier natürlich auch gegeben. Dabei könnt ihr sehr gut auch international arbeiten, sei es als Anlageningenieur für Photovoltaikanlagen in Japan oder den Abbau von Braunkohle planend in Australien – alles euch überlassen, sofern ihr das möchtet. Der Studiengang der Nachhaltigen Rohstoff- und Energieversorgung bietet euch die Grundlage dafür und ihr könnt das Beste daraus machen.

Ich schließe meinen Bachelor nun ab und habe meine perfekte Wahl getroffen. Die kleine Gruppengröße gefällt mir sehr, die Fächerauswahl ermöglicht mir Gestaltungsfreiheit und ist insgesamt gut abwechselnd aufgebaut. Auch den zwischenzeitlichen Vergleichen, ob das Maschinenbaustudium mit Schwerpunkt Energietechnik mehr für mich geeignet ist, hielt die nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung stand. Ich schätze es sehr, dass ich so direkten Kontakt zur Forschung und den Lehrenden habe, sodass ich ohne Zweifel behaupten kann, dass ich mich auf diesem Gebiet sicher auskenne. Zudem ermöglichen die verschiedenen interdisziplinären Fächer eine Ablenkung und Bereicherung, die es mir ermöglichen, auch nach dem Studium noch in die Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit zu gehen. Genau deswegen würde ich diesen Studiengang auch so nochmal studieren.

Nachhaltigkeit studieren geht also – und sollte in unserer konsumgeprägten Welt auch nicht außer Acht gelassen werden.

 

Über den Autor:

Hendrik Heider (23)
Studiengang: Rohstoffingenieurwesen
Uni/Hochschule: RWTH Aachen
Regionalgruppe: NRW

11 Apr

Studiengang: Architektur dual (B. Eng.)

Architektur studieren an der hochschule 21 in Buxtehude

Häuser gibt es überall. Ein Dach über dem Kopf zählt bei uns zu den Grundbedürfnissen der Menschen. Aber wer plant eigentlich die Häuser, in denen wir wohnen? Architekten haben ein vielfältiges Aufgabengebiet und zeichnen keinesfalls nur hübsche Ansichten von Häusern.

Ich möchte in diesem Blogbeitrag meinen Studiengang „Architektur dual“ vorstellen. Dabei gehe ich auf die Fragen ein, die sich für mich bei der Entscheidung zum Studium gestellt haben. Was macht man eigentlich als Architektin? Wie sieht das Studium aus? Warum sollte ich dual studieren? Warum schließt der Studiengang mit einem Bachelor of Engineering ab? Wo eröffnen sich dadurch Arbeitsmöglichkeiten im Berufsleben? Und wieso sollte ich an so einer kleinen Hochschule studieren?

Was ist Architektur?

Das erste, was ich im Studium lernen durfte, ist, dass Architekten nicht nur Häuser zeichnen und diese dann bauen lassen. Architektur ist ein Kunstbegriff, der häufig die Regionen, in denen sich die Bauwerke befinden,  repräsentiert. Architektur unterscheidet sich stark auf Grund von Kultur, Wirtschaftslage, Klima und Nutzung. Man muss sich nicht nur mit dem Bauwerk selber, sondern auch mit der Umgebung auseinandersetzen.

Es gibt zahlreiche Beispiele für architektonische Aufgaben in der Praxis: In einer Stadt ist eine Baulücke vorhanden. Der Architekt entwickelt aus der Umgebung und den Anforderungen an das zu erbauende Gebäude, ein Konzept für die Bebauung. Oder ein unter denkmalgeschütztes Gebäude kann nicht mehr wie in der Vergangenheit genutzt werden. Es ist sowohl eine energetische Sanierung, als auch ein neues Raumkonzept gewünscht. Der Architekt muss dabei nicht nur mögliche andere Nutzungen in Augenschein nehmen und deren Anforderungen bedenken, sondern auch in Anlehnung an das Denkmal ein Sanierungskonzept ausarbeiten.

Wie sieht das duale Studium aus?

Das Architekturstudium ist eine Kombination aus künstlerischer Kreativität und handfestem Ingenieurwissen. Genau das hat mich überzeugt. Ich habe in der Vergangenheit als Immobilienkauffrau gearbeitet und wollte mich beruflich weiterentwickeln. Mir hat künstlerische Kreativität im Beruf gefehlt und das Architekturstudium war für mich die perfekte Lösung. Ein duales Studium an einer so kleinen Hochschule ist anders als an einer Uni und jeder sollte für sich abwägen, welche Art zu Lernen die richtige ist. Ich bin eine Mischung aus dem visuellen und dem kommunikativen Lerntyp, weshalb ein praxisorientiertes Studium mit vielen Seminaren und wenig Frontalunterricht (wie an der hochschule 21) für mich optimal ist.

Duales Studium

„Dual“ ist kein geschützter Begriff, deshalb kann ich allgemein nur sagen, dass man unter „dual“ eine Verbindung von Theorie und Praxis versteht.

An der hochschule 21 bedeutet das duale Studium, dass sich die 8 Semester Architekturstudium aus 50% Theoriephasen und 50% Praxisphasen zusammensetzen. Diese Theorie- und Praxisphasen finden im Wechsel von drei Monaten statt. Während der Theoriephasen wird uns das notwendige Wissen für das Studium vermittelt. Hierbei werden beispielweise konstruktive, gestalterische und betriebswirtschaftliche Module belegt. In den Praxisphasen arbeitet man bei einem Unternehmen (Praxispartner). Durch die Arbeit beim Praxispartner sammelt man bereits Berufserfahrung und kann das theoretisch Erlernte praktisch anwenden, ohne dass zusätzliche Praktika für den Abschluss notwendig sind. Semesterferien, wie in einem typischen Studium haben wir nicht, aber dafür den gesetzlichen Urlaubsanspruch während der Praxisphasen. Da es sich um eine private Hochschule handelt, müssen monatlich anfallende Studiengebühren gezahlt werden. Das Konzept der Arbeit bei einem Praxispartner sieht vor, dass die Studiengebühren, sowie ein kleines „Azubigehalt“ von dem Unternehmen übernommen werden. Viele Unternehmen setzen hierfür eine vertragliche Bindung an das Unternehmen bzw. eine Rückzahlungsklausel voraus.

Das Studium – Zugangsvoraussetzungen, Studienablauf und Abschluss

Um das Architekturstudium an der hochschule 21 aufzunehmen, wird das Abitur, Fachabitur oder eine Berufsqualifikation benötigt. Was mich angesprochen hat ist, dass es keinen Numerus Clausus gibt, denn Schulnoten sagen nicht viel über die Fähigkeiten in einem Berufsfeld aus. Im Bewerbungsverfahren muss ein Eignungstest in der Hochschule geschrieben werden. Der Test entfällt, wenn bereits im Voraus ein Unternehmen als Praxispartner vorgewiesen wird. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es unendlich verschiedene Firmen in der Immobilienwirtschaft gibt, die bereit sind ihr eigenes Personal im Rahmen eines dualen Studiums auszubilden. Ihr müsst einfach mutig sein und bei den Firmen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es ist egal, wo sich das Unternehmen befindet. Ich kenne einen dualen Studenten, der für die Praxisphasen immer in der Türkei war, einige haben einen Praxispartner in Süddeutschland und andere in der Nähe der Hochschule in Buxtehude.

Das Studium beinhaltet folgende Module:

  • Darstellen und Gestalten
  • Entwerfen und Gebäudelehre
  • Konstruktion, Tragwerkslehre und Baustofflehre
  • Bau- und Kunstgeschichte
  • Freihandzeichnen und Modellbau
  • computer-aided design (CAD)
  • Bauphysik und Technischer Ausbau
  • Betriebswirtschaftslehre
  • Architekturtheorie und Denkmalpflege
  • Bauaufnahme und Vermessung
  • Stadtplanung und Städtebau
  • Baubetriebslehre
  • Energetische Gebäudesanierung und Bauschäden
  • Öffentliches Baurecht
  • Kosten- und Terminplanung

Die Studieninhalte überschneiden sich, gerade in den ersten Semestern, mit anderen Studiengängen des Bauwesens an der hochschule 21, sodass Studiengang übergreifende Lehrveranstaltungen stattfinden. Dann kommt es auch mal vor, dass man mit über 100 Leuten in einem Vorlesungsraum sitzt, aber das ist die Ausnahme. Die meisten Vorlesungen finden in kleineren Gruppen statt. Im vierten Semester studieren derzeit etwa 40 Architekturstudenten. Für Entwürfe sind wir auf mehrere Professoren aufgeteilt, sodass eine intensive Betreuung bei den Konsultationen möglich ist. Ich genieße es sehr, dass man sich untereinander kennt und die Professoren einen mit Namen ansprechen. Das macht das ganze Studium etwas persönlicher. Unsere Hochschule ist sehr gut ausgestattet, sodass Materialien für beispielsweise den Modellbau von der Hochschule übernommen werden. Wir haben eine eigene Modellbauwerkstatt, wo Material herausgegeben wird und alle möglichen Geräte, wie zum Beispiel 3D-Drucker zur Verfügung stehen.

Während des Studiums müssen mehrere Wahlpflichtkurse belegt werden. Die Kurse geben die Möglichkeit Wissen zu vertiefen oder spezielles Wissen und Qualifikationen zu erwerben. Ich habe bis jetzt Wahlpflichtkurse,wie Freihandzeichnen, Architekturfotografie und Sondergebiete des regionalen Städtebaus, belegt. Es gibt aber noch viele weitere Kurse aus verschiedensten Gebieten.

Eine generelle Anwesenheitspflicht gibt es bei uns nicht, aber einige Seminare müssen besucht werden. Für jedes Studienfach muss eine Prüfungsleistung, sowie eine Studienarbeit absolviert werden. Die Prüfungen finden immer in der letzten Woche der Theoriephase statt.

Ein großer Vorteil an meinem Studiengang ist, dass wir einen „Doppelabschluss“ machen. Die Architektenkammer Niedersachsen erkennt den Studiengang inkl. Berufserfahrung in dem Maße an, dass man sich in die Liste der Architekten eintragen kann (normalerweise ist dies nicht zeitgleich mit dem Bachelorabschluss möglich). Darüber hinaus wird von der Ingenieurkammer Niedersachsen eine Ingenieururkunde verliehen.

Und später?

Als Architektin und Ingenieurin ist die naheliegendste Tätigkeit natürlich die Arbeit in einem Architektur- bzw. Planungsbüro. Man kann aber auch im Hochbau, Tiefbau, in Immobilien- und Bauverwaltungen, Designagenturen, Kulturbetrieben, Banken und vielen anderen Unternehmen tätig sein.

Da mein Praxispartner das Studium für mich finanziert, werde ich mindestens die ersten zwei Jahre nach dem Studium in der Firma arbeiten. Der genaue Bereich ist noch nicht klar, aber wahrscheinlich geht es in Richtung Projektsteuerung/Projektentwicklung. Diese vertragliche Bindung an das Unternehmen klingt zunächst nach einer Pflicht; ich sehe das eher als Chance. Es gibt mir die Möglichkeit, nach meinem Studium bei einer Firma Berufserfahrung zu sammeln, die mir bereits während der Praxisphasen meines Studiums Einblicke in viele Bereiche der Architektur ermöglicht hat. Für die Firmen ist das Binden an das eigene Unternehmen wichtig, da sie viel Geld in die Ausbildung von dualen Studenten investieren.

Natürlich berechtigt das Bachelorstudium den Zugang zu einem Masterstudiengang. Man muss immer selber wissen, wie hoch man hinaus möchte und ob eine Spezialisierung durch einen Master für einen sinnvoll ist. Ich selbst möchte erstmal meine Bachelorurkunde in der Hand halten und etwas Berufserfahrung sammeln.

Über den Autor:

Marie Quast (26)
Studiengang: Architektur dual
Uni/Hochschule: hochschule 21
Regionalgruppe: Nord

04 Apr

Studiengang: Psychologie

Im Erbe der Brüder Grimm- das Studium in Marburg

Hallo, mein Name ist Julia, ich war Studienkompass-Teilnehmerin des Jahrgangs 2011 in Köln und bin seit 2014 im Alumniverein des STUDIENKOMPASS.

Da Psychologie ein sehr beliebtes Studienfach ist, dachte ich mir, ich berichte hier mal über meine Erfahrungen:

Ich studiere Psychologie seit dem Wintersemester 2013 an der Philipps-Universität in Marburg, einer sehr schönen Studentenstadt mit Tradition. Wir haben einen 8-semestrigen Bachelor und dafür noch einen 2-semestrigen Master.

Das Psychologiestudium ist sehr breit gefächert und setzt sich aus sehr verschiedenen Teilbereichen zusammen, wo gerade am Anfang viel nur angerissen wird und man teilweise nicht weiß, was das mit dem eigentlichen Fach zu tun hat, für das man sich entschieden hat. Wir mussten z.B. im ersten Semester in Biopsychologie einige lateinische Begriffe für Muskeln, Hirnnerven und Hirnareale und deren Funktionen lernen.

Wie man ja schon überall lesen kann, nimmt Statistik schon einen relativ großen Anteil im Psychologiestudium ein. Ich war vor dem Studium auch unsicher, wie gut ich damit klarkommen werde. Wir haben an unserem Fachbereich Gott sei Dank gute Dozenten in der Methodenlehre, sodass es im Endeffekt gut machbar war. Die Methodenausbildung geht aber nach der gefürchteten Statistikklausur noch weiter von Versuchsplanung- und Auswertung über Fragebogenerstellung bis zu testdiagnostischen Verfahren wie Intelligenz- oder Persönlichkeitstest und deren Gütekriterien und Bewertungen. Wie groß der Anteil dieser Module ist, variiert zwischen den Unis, ich habe jetzt keine direkten Vergleiche. Es hängt auch davon ab, ob das Fach an einer naturwissenschaftlichen, einer humanwissenschaftlichen oder einer philosophischen Fakultät gelehrt wird.

In den letzten Sommersemesterferien war ich für ein kompaktes Auslandssemester, sogenannten „summer sessions“ an der University of California, Irvine. Ich belegte dort die Kurse „Developmental Psycho-pathology“ und „Forensic Psychology“, die von einem Professor gehalten wurden, der im State Prison arbeitet. Es war eine unvergessliche Zeit in Kalifornien. Mir wurde dieser Auslandsaufenthalt durch ein Stipendium der Deutschen Universitätsstiftung ermöglicht, für das ich mich bewerben konnte, da ich Teilnehmerin ihres TANDEM-Programms bin. Für dieses TANDEM-Programm, bei dem man einen Professor als Mentor zur Seite gestellt bekommt, kann man sich vom STUDIENKOMPASS-Programm oder von der Roland Berger Stiftung aus bewerben.

Psychologie ist ein lernintensives Fach, da man oft ziemlich lange Skripte quasi auswendig lernen muss. Das sechste Semester ist bei uns für Praktika oder Auslandsaufenthalte vorgesehen. Ich absolvierte ein Praktikum in einer Tagesklinik, wo ich bei Einzel- und Gruppentherapiesitzungen hospitieren durfte und bei weiteren Gruppenangeboten sowie Abteilungs- oder Klinikkonferenzen teilnehmen konnte. Das zweite Praktikum war in einem Beratungsinstitut für Berufszielfindung und Jobcoaching, wo ich praktisch die persönliche Assistenz des Geschäftsführers war und ihn bei der Durchführung der Coachings unterstützt habe.

Mit einem Psychologiestudium kann man später in sehr viele verschiedene Bereiche gehen von Testententwicklung, Marktforschung und Werbepsychologie über Personalwesen und

Organisationsentwicklung, Beratung und Coaching bis zum klinischen Bereich gehen, wo man aber in der großen Mehrheit der Fälle nach dem Master noch eine dreijährige Ausbildung zum Psychotherapeuten machen muss. Ohne den Master in Psychologie ist es schwierig eine Anstellung zu finden

Unterm Strich bin ich echt zufrieden mit meinem Studium in Marburg! Gerade im Vergleich, was ich von anderen Unis höre, ist die Betreuung und die Organisation echt gut. Besonders beim Einstieg ins Unileben wurde man gut an die Hand genommen. Wir hatten z.B. studentische Mentoren im ersten Semester. Bei uns gibt es sehr viele Angebote vom Fachbereich wie Psychokino, Nicht-Statistik-Party, Sommerfest und Weihnachtsfeier. In den ersten Semestern erhält man bei vielem zunächst einen Einblick, in den Anwendungsfächern kommen dann mehr praxisbezogene Inhalte wie die Durchführung von psychologischen Testungen, Gutachtenschreiben oder Erstgespräche simulieren. Diese machen besonders viel Spaß! J

Im fünften Semester hatten wir ein Experimentalpraktikum, in dem wir alle Stationen des wissenschaftlichen Arbeitens von der Versuchsplanung bis zur Datenauswertung und Verschriftlichung in Form eines wissenschaftlichen Artikels durchlaufen haben. Das war sozusagen die Generalprobe vor der Bachelorarbeit, da wir ansonsten keine Hausarbeiten oder ähnliches schreiben mussten. Um die Vorbereitung zu Bachelorarbeit kümmere ich momentan. Auch wenn sich 5 Jahre Studium lange anhören, geht es doch relativ schnell um. Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem Erfahrungsbericht einen kleinen Einblick in das Psychologiestudium geben.

 

Über den Autor

Julia Kattwinkel (26)
Studiengang: Psychologie
Uni/Hochschule: Philipps-Universität Marburg
Regionalgruppe: Frankfurt

 

28 Mrz

Studiengang: Sprechwissenschaft

Der Studiengang: Sprechwissenschaft

… ist das sowas wie Logopädie?

Sprechwissenschaft ist viel mehr als nur Logopädie! Denn neben dem klinischen Bereich lernt man zum Beispiel rhetorische Modelle kennen, erarbeitet Texte aus dem Theater, übt das Unterrichten von Lehrern oder Schauspielern und untersucht die Merkmale der deutschen Aussprache…

Wie ich dazu kam…

Nach meinem Abitur war mir relativ schnell klar, dass ich nichts Naturwissenschaftliches studieren möchte. Auch Kunst und Musik lagen mir nicht sonderlich gut, aber machten wenigstens mehr Spaß. Sprachen waren das Einzige, was mich wirklich interessierte und besonders die Deutsche. Aber welche Richtung sollte ich mit diesem Interessensfeld einschlagen? Germanistik? Erschien mir zu trocken. Lehrerin? Dafür fehlt mir die Geduld. Logopädie? Gibt es zwar auch als Studiengang, aber da scheint man mit einer Ausbildung besser dran zu sein…
Und dann gab es da ja noch die anderen Dinge, die für mich in Frage kamen: Schauspiel, Theater, Psychologie… Aber welcher Studiengang sollte diese Teilgebiete vereinen?
Wie es manchmal so ist, geriet ich über drei Ecken an ein Universitätspraktikum bei der Sprechwissenschaft in meiner Heimatstadt Halle. Ich war sofort begeistert! Und ab da ging alles ganz schnell:
Ich hörte von der Eignungsprüfung, die immer schon im April stattfindet, auch wenn das Studium erst zum Wintersemester startet. Im Internet suchte ich nach Kliniken und HNO-Ärzten, die ein sogenanntes phoniatrisches Gutachten erstellen. Im Grunde soll dieses Gutachten bestätigen, dass man später einmal einen sprechintensiven Beruf ausüben können wird, ohne dass dabei Schädigungen an der Stimme auftreten (einige Lehramtsbewerber müssen das zum Beispiel auch machen).
Dieses Gutachten sendete ich an das Institut und bekam damit automatisch eine Einladung zur Eignungsprüfung (das Gutachten darf nicht älter als ein halbes Jahr sein).
Für die Prüfung „durfte“ ich ein Volkslied und ein Gedicht zwei unabhängigen Jurys aus Professoren und Mitarbeitern vortragen. Außerdem musste ich einen Rhythmus nachklatschen und einige Töne nachsingen. Ich war erstaunt, dass es so gut klappte, denn Musik hatte ich eigentlich in der zehnten Klasse abgewählt. Das schwierigste war für mich eine kleine spontane Rede zu der Frage, was ich von einer Helmpflicht für Fahrradfahrer halten würde. Da musste ich mich echt konzentrieren, die richtigen Argumente zu finden und nicht herum zu stottern. Mittlerweile glaube ich, die Jury hat dabei aber mehr auf meine Sprechweise geachtet (also zum Beispiel, ob ich einen Dialekt habe). Einige meiner Mitstudierenden hatten vor der Prüfung ein paar Logopädie-Stunden genommen, um daran zu arbeiten. Dann wartete ich fünf furchtbare Minuten auf dem Flur und als ich wieder rein durfte, sagten Sie mir: „Wir sehen uns im Oktober!“. Ich musste mich nur noch ganz normal immatrikulieren, da mein Abi-Durchschnitt unter dem NC von 2,3 lag (Die erreichten Punkte der Eignungsprüfung werden mit dem Abi-Durchschnitt verrechnet. Der NC ergibt sich natürlich jedes Jahr neu, aber er lag bisher nie unter 2,0).

Wie das Studium abläuft…

In den Einführungsveranstaltungen erklärte man uns: Das Studium teilt sich in die 4 Säulen Rhetorik, Phonetik, Sprechkunst und klinische Sprechwissenschaft auf. Wir lernen die Grundlagen dieser Säulen kennen und in allen Bereichen die Fähigkeiten, um auch selbst auf diesem Gebiet methodisch- didaktisch zu arbeiten. Dadurch können wir am Ende Rhetoriktrainer, Phonetiker, Sprechbildner für Schauspieler und Sprecher oder – wie ich es nenne- „studierte Logopäden“ werden.
Ich war erstaunt, als ich das Fach „Entspannung“ auf dem Stundenplan las. Aber im Laufe des Semesters lernte ich diese Veranstaltung zu lieben. Auch unseren Bewegungsunterricht, der oft anstrengend und anfangs auch etwas unbehaglich war: Denn dabei gab es viel Körperkontakt mit meinen Mitstudierenden und wir mussten einander vertrauen. Gut, dass wir nur 30 Leute pro Jahrgang sind und niemand von uns wirklich zurückhaltend ist. Auch Schüchternheit ist bei uns fehl am Platz: Im ersten Semester bestand eine Erwärmung aus dem Nachahmen von Tiergeräuschen und Bewegungen. Auch wenn das zunächst eher lustig klingt: Das Verbessern der eigenen Stimme, der Atmung und der Körperhaltung ist harte Arbeit und ließ mich schon oft an meine Grenzen gehen. Das große Highlight eines Semesters ist das Vorsprechen, bei dem wir einen fünfminütigen Text unserer Wahl auf einer Bühne vor all unseren Mitstudierenden und Profs vortragen dürfen. Ab dem zweiten Semester gibt es dafür auch eine Note.
Ansonsten sieht ein ganz normaler Tag bei mir so aus: Um 10 Uhr geht es in die Uni (wenn ich Glück mit den Einschreibungen hatte und mein Stundenplan daher gut geworden ist). Dann höre ich Vorlesungen mit viel PowerPoint-Untermalung oder wir gestalten unsere Seminare selbst, denn dafür gibt es auch meistens Noten. Im Interesse der Mitstudierenden wird das Ganze dann so aufbereitet, dass die erste Stunde Spaß macht und wie im Flug vergeht. Oder wir lösen Aufgaben und führen Dialoge, die dann zu einer „versteckten Erkenntnis“ führen. Auf all unsere Leistungen geben wir uns gegenseitig ein Feedback, was ich sehr schätzen gelernt habe. Dann geht es schnell in die Mensa und ab zum Bewegungsunterricht (vorher nicht zu viel mampfen!). Abends habe ich dann immer noch Zeit für meine eigenen Hobbies und auch über den Lernaufwand kann ich mich nicht beschweren. Die Bibliothek besuche ich meist nur kurz vor den Prüfungen regelmäßig.
Apropos Prüfungen: Im ersten Studienjahr hatten wir viele Theoretische. Besonders das Auswendiglernen aller Atemmuskeln war etwas mühselig, aber hat sich am Ende auch irgendwie gelohnt. Eine mündliche Prüfung ist auch immer dabei, aber die darf man zum Glück zu dritt durchstehen – so konnten wir uns schon oft bei einer schwierigen Frage gegenseitig rausboxen. Auch eine Hausarbeit und viele Vorträge durfte ich schon im Teamwork erledigen, was sich meiner Meinung nach in den Noten positiv bemerkbar macht.

Wie es danach weiter geht…

„Und was macht man später mal damit?“ Leider ist die Frage gleichwohl nervig als auch berechtigt. Auf unserer Homepage liest man dazu: ehemalige Absolventen und Absolventinnen seien heute in der Beratung, der Lehre oder dem Gesundheitswesen tätig. Als Ausbilder für sprechintensive Berufe oder als Kommunikationstrainer, auch als Therapeut von Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen kann man eine Anstellung finden. Für mich haben diese Begriffe erst so richtig Gestalt angenommen, als ich meine Pflichtpraktika absolviert hatte und einen wirklichen Einblick in die einzelnen Gebiete bekommen habe. Ich glaube, wenn man ein wirkliches Interesse für sein Teilgebiet mitbringt, kann man auch mit diesem ausgefallenen Studiengang einen guten (und auch gutbezahlten) Job finden. Die Master-Möglichkeiten scheinen auch erstmal etwas begrenzt zu sein. Es gibt drei sehr spezialisierte Mastermöglichkeiten in Stuttgart; den Master Sprecherziehung in Münster, Regensburg, Göttingen, Düsseldorf und den Master in Speech Science mit der Spezialisierung Sprechwissenschaft. Natürlich kann man auch in Halle den Master Sprechkunst/ Rhetorik/ Phonetik oder Klinische Sprechwissenschaft belegen. Alles in Allem macht mir mein Studium jeden Tag aufs Neue großen Spaß und daher bin ich auch bereit, in Zukunft einige Hürden zu nehmen, um bei meinem Traumjob zu landen.

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Über den Autor

Elisabeth Böhm (23)
Studiengang: Sprechwissenschaft B.A.
Uni/Hochschule: Universität Halle (Saale)
Regionalgruppe: HAL 2012

„Mir gefällt am Studienkompass, dass man sich mit Fragen zum Studium nie alleine gelassen fühlt.“

21 Mrz

Studiengang: Physik

Das Physikstudium an der Universität Paderborn

Physik ist ein althergebrachtes Studium, welches sich bereits im Bachelor vielen Phänomenen widmet, ohne die unsere heutige Welt, so wie wir sie kennen nicht funktionieren würde.

Formales zum Studiengang

Die Eingangsvoraussetzung für ein Physikstudium ist in der Regel die allgemeine Hochschulreife. Durch Ablegen besonderer Prüfungen vor Studienbeginn ermöglichen es einzelne Universitäten bereits vor dem Abitur Physik zu studieren.

Im Zuge der Bolonga-Reform wurde das Physikstudium in Deutschland vom Diplomstudium auf ein Bachelor-Master-Studium umgestellt. Dabei beträgt die Regelstudienzeit für den Bachelor 6 und für den Master 4 Semester, wobei die durchschnittliche Studiendauer im Bereich von 8 Semestern für den Bachelor liegt.

Der Bachelor-Studiengang ist primär darauf ausgerichtet, Grundkenntnisse in allen Bereichen der Physik zu vermitteln. Dies bedeutet, dass alle großen Teilgebiete der Physik sowohl experimentalphysikalisch als auch theoretisch behandelt werden. Darüber hinaus gibt es in den ersten Semestern Mathematikveranstaltungen, die sich inhaltlich wenig vom Mathematikstudium unterscheiden. Zusätzlich gibt es zu den Experimentalphysikveranstaltungen Praktika, bei denen man zusammen mit einem Praktikumspartner im Labor unter Aufsicht Versuche durchführt. Diesen Versuchen geht eine mündliche Abfrage der Grundlagen des jeweiligen Versuches und der Durchführung voraus. Im Anschluss wird ein Bericht geschrieben, dessen Umfang durchaus 10 bis 30 Seiten betragen kann. Hierfür wird empfohlen, sich in das Textsatzprogramm LateX einzuarbeiten, welches in den Naturwissenschaften sehr weit verbreitet ist und gerade beim Schreiben von Texten mit vielen Formeln, griechischen Buchstaben, Bildern, etc. Programmen wie Word überlegen ist. Zu Beginn des ersten Praktikums gibt es eine ausführliche Einführung in das Programm sowie beispielhafte Berichtvorlagen. Spätestens für die Bachelorarbeit wird dieses Programm vorausgesetzt.

Wahlmöglichkeiten sucht man in den ersten Semestern vergebens, ab dem 5. Semester kann man erstmals unter starken Beschränkungen wählen. Durch diese Wahlen legt man sich hinsichtlich späterer Möglichkeiten im Master oder Beruf nicht fest, da im Bachelor lediglich die gelegt werden. Im Master hingegen gibt es fast keine verpflichtenden Veranstaltungen, sodass eine Spezialisierung in einen der verschiedenen universitätsspezifischen Forschungsschwerpunkte möglich ist. Allerdings ist eine Spezialisierung ohnehin für eine Masterarbeit angebracht.

Da im Bachelor zunächst die Grundlagen gelegt werden, gibt es zu den Vorlesungen reichlich Literatur. Die momentanen Standartwerke sind alle relativ neu, sodass es diese bei den meisten Universitätsbibliotheken als pdf-Datei kostenlos zum Download gibt. Daher müssen in den ersten Semestern keinerlei Bücher gekauft werden. Auch in den höheren Semestern gibt es zu den Vorlesungen viele gute, neue Bücher, sodass man kein Buch anschaffen muss (aber durchaus kann). Auch die Programme für LateX sind kostenlos im Internet verfügbar. Als Kosten fallen jedes Semester die Semestergebühren an, welche je nach Universität mit einem verpflichtenden Semesterticket 200 bis 300 € betragen; an Universitäten ohne Semesterticket 100 bis 200€. Sofern man diese regelmäßig nutzt, spart man unterm Strich meist einiges an Fahrkosten.

Die Physik als Studiengang gibt es an einem Großteil der Universitäten in Deutschland. Dabei unterscheiden sich die Studiengänge im Aufbau, wenn auch weniger im Inhalt. Zu beachten ist, dass je nach Forschungsschwerpunkten der jeweiligen Universität eine Spezialisierung im Master nur eben auf diese möglich ist, wobei diese Spezialisierung nichts Endgültiges oder Verbindliches für die spätere Berufslaufbahn hat. Auch der Wechsel nach dem Bachelor zu einer Universität, deren Schwerpunkte mit den eigenen Interessen gut übereinstimmen, ist problemlos möglich.

 

Im Studium

Im Studienalltag gibt es fast ausschließlich Vorlesungen, zu welchen keine Anwesenheitspflicht besteht. Allerdings gibt es nicht zu jeder Vorlesung ein digitales Skript, sodass auf diesem Wege ein Besuch der Vorlesung fast zwingend wird, was nur zu gut (oder auch schlecht) an die Schule erinnert. Begleitet werden die Vorlesungen von Übungen, für welche im Vorfeld Übungsaufgaben gemacht werden sollen. Je nach Dozent werden die Übungszettel vorher eingesammelt, korrigiert und bepunktet und in der Übung die Lösungen besprochen, oder die Aufgaben werden in der Übung lediglich besprochen. Meist ist eine aktive Übungsteilnahme in einer vorgegebenen Form Voraussetzung für das Bestehen der Klausur, sodass es indirekt verpflichtend sein kann, zumindest zwei bis der Mal im Semester zur Übung zu erscheinen; bei einer Bepunktung der Übungszettel können die Übungszettel als Teil der Prüfungsleistung mit in die Note der Veranstaltung eingehen. Teilweise werden zu bestimmten Veranstaltungen noch Tutorien angeboten, an denen man freiwillig teilnehmen kann und in denen die Vorlesungsinhalte noch einmal aufgearbeitet werden.

Daneben gibt es die schon erwähnten Praktika, welche aus sechs bis zehn Versuchen pro Semester bestehen. In den ersten Semestern dauern die Versuche an sich nur ein, zwei Stunden und auch die Vorbereitung beansprucht wenig Zeit. Für das Schreiben der Berichte alleine oder mit seinem Praktikumspartner müssen aber durchaus zehn und mehr Stunden veranschlagt werden, in den Fortgeschrittenenpraktika auch 20, neben einer mehrstündigen Vorbereitung und einem ganzen Tag im Labor. Gerade für diejenigen, die es später in den experimentalphysikalischen Bereich zieht, sind diese Praktika trotz ihres Zeitaufwandes äußerst wichtig.

Neben den Praktikumsberichten, welche man nach einer Erstkorrektur zurückerhält und für die Endabgabe, welche benotet wird, noch einmal überarbeiten kann, gibt es in sämtlichen Veranstaltungen Klausuren, was pro Semester in der Regel drei Stück sind. In den höheren Semestern kann es vorkommen, dass statt einer Klausur eine mündliche Prüfung zur Ermittlung der Veranstaltungsnote herangezogen wird.

Dadurch, dass das Physikstudium ein Bachelor-Master-Studiengang ist, kann man das Studium als verschult bezeichnen. Man geht zu den Vorlesungen, macht die Übungszettel und schreibt die Klausuren. Nacharbeiten oder selbst erarbeiten in der Bibliothek, ist nur dann erforderlich, wenn man nicht zu den Vorlesungen geht, ein Dozent nicht so gut ist oder man Probleme bei einem bestimmten Thema hat.

 

Zukünftiges

In der Physik wird nach dem Bachelorstudium ein Masterstudium praktisch erwartet. Nach dem Master steht man vor der Entscheidung, ob man in die Wirtschaft geht oder weiter an der Universität bleibt. Bei Letzterem ist es nahezu unumgänglich zu promovieren (Dauer etwa drei bis fünf Jahre), während es bei Ersterem nicht für jeden angestrebten Posten erforderlich oder erwartet wird. Jedoch gilt auch hier, dass eine Promotion im passenden Bereich die Tür zu höheren Positionen öffnet.

Viele Physiker finden nach ihrem Physikstudium eine Arbeit in einem anderen Bereich als den der Forschung. Theoretische Physiker werden gerne von Banken und Versicherungen eingestellt, während Experimentalphysiker in nahezu sämtlichen Bereichen der Industrie gerne gesehen sind. Dass ein Physiker später nicht mehr direkt mit Physik arbeitet, ist dabei nichts Ungewöhnliches. Beispiele hierfür sind unserer momentane Bundeskanzlerin Frau Doktor Angela Merkel und der deutsche Chemienobelpreisträger 2014 Herr Professor Doktor Stefan Hell.

Glaubt man den Presseberichten, so haben Absolventen eines Physikstudiums mit die geringste Arbeitslosenquote in Deutschland und finden somit am schnellsten einen neuen Arbeitsplatz

Unabdingbar sind dabei sehr gute Englischkenntnisse, denn bereits gegen Ende des Bachelorstudiums ist die Literatur vermehrt nur noch in Englisch erhältlich, von Papern (Veröffentlichungen) ganz absehen, welche nur auf Englisch geschrieben sind. Daher bieten viele Universitäten in Deutschland den Physik Masterstudiengang auch auf Englisch an.

Praktika (bei Unternehmen) sind in der Physik während des Studiums eher ungewöhnlich. Stattdessen bietet es sich an im dritten oder vierten Semester als studentische Hilfskraft (SHK) in einer Arbeitsgruppe anzufangen. Neben dem Geld bekommt man auch so Kontakt zu Doktoranten und Post-Docs und bekommt Einblicke in den Forschungsalltag an der Universität. Auch ist es üblich, seine Bachelorarbeit in der Arbeitsgruppe zu schreiben, in der man SHK ist.

 

Persönliches Fazit

Ich würde Physik jederzeit wieder studieren und auch jederzeit wieder an der Universität Paderborn.

Ersteres liegt daran, das Physik mir viel Spaß macht und ich merke, dass es das ist, was ich gut kann und später beruflich machen will.

Letzteres liegt daran, dass die Physik in Paderborn einen sehr guten Ruf hat, welcher allerdings unter Schülern und Studenten weitestgehend unbekannt ist. Für mich ist diese Tatsache in der Hinsicht ein Vorteil, dass in Paderborn pro Wintersemester nur etwas 40 neue Studenten anfangen, deren Zahl sich recht schnell halbiert. Für die Verbleibenden gibt es eine exzellente Betreuung ohne feste Sprechstunden bei Dozenten, Schlangen vor dem Prüfungssekretariat oder übervolle Vorlesungen. Auch gibt es mehr SHK-Stellen als interessierte Studenten und die Dozenten werben um Studenten, die Bachelor- oder Mastarbeiten in ihren Arbeitsgruppen schreiben.

Ein weiterer Vorteil, den ich demnächst wahrnehmen werde, ist, dass von den recht wenigen Studenten der Physik noch weniger ein Auslandssemester planen. In der letzten Bewerbungsphase war ich der einzige Bewerber für einen Auslandsaufenthalt generell und speziell für Umeå, sodass die Hürden im Bezug auf die Bewerbung und das Auswahlgespräch nicht derart hoch waren, wie es in Studiengängen mit vielen Studenten und dementsprechend Bewerbern der Fall ist. Letztlich habe ich so die Möglichkeit, sogar für zwei Semester in Schweden zu studieren und werde in dieser Zeit über ein ERASMUS+-Stipendium gefördert.

Allerdings sollte ich auch erwähnen, dass Freizeit bei mir bis zu der Zeit nach dem Studium aufgeschoben ist. Wenn ich mich unter den Kommilitonen umsehe, die mit mir anfangen haben zu studieren und jetzt noch dabei sind ihren Bachelor in sechs Semestern zu beenden, dann bin ich damit kein Einzelfall, sondern die Regel (zumindest in Paderborn). Gerade beim Schreiben der Berichte in den Fortgeschrittenenpraktika neben den normalen Vorlesungen und Übungen, bleibt kaum mehr Zeit, sich etwas auszuruhen, von das Studentenleben genießen einmal ganz abgesehen. Es ist zumindest bei mir aber nicht so, dass ich unter dem Stress leide. Vielmehr lernt man, mit dem Stress umzugehen und der Spaß, den man mit den Kommilitonen, aber auch mit seinen Dozenten hat, lässt einen den Stress recht schnell wieder vergessen.

Eine geringe Zahl an Studenten begünstigt auch die Zusammenarbeit der Stundenten untereinander, da es keinen Konkurrenzdruck gibt, was mir persönlich sehr gut gefällt.

Über den Autor

Sebastian Brauner (27)
Studiengang: Physik
Uni/Hochschule: Universität Paderborn
Regionalgruppe: Stuttgart (Regionalleitung)

Sebastian Brauner ist 27 Jahre alt und hat Physik an der Universität Paderborn studiert. Im Jahr 2010 in den Studienkompass aufgenommen, begann er direkt nach seinem Abitur ein Physikstudium. Mittlerweile ist Sebastian im Aluminiverein des Studienkompass als Regionalleiter aktiv. Dabei gefällt ihm besonders, sich mit neuen Leuten über ihre Erfahrungen im Studium auszutauschen.

07 Mrz

Studiengang: Politik- und Verwaltungswissenschaften

Hallo! Ich bin ein Powalter – oder Powaltraud wenn ihr die weibliche Variante bevorzugt. Ich habe in Konstanz Politik- und Verwaltungswissenschaften studiert und möchte Euch in diesem Beitrag erklären, was das eigentlich heißt und was der Unterschied zwischen einem Politikstudenten und einem Powalter ist.

Den Studiengang gibt es in der Ausrichtung nur zweimal in Deutschland: in Konstanz und in Potsdam. Politikwissenschaften mit unterschiedlichsten Schwerpunkten kann man fast überall in Deutschlands studieren und auch Verwaltung wird manchmal angeboten. Doch die Kombination macht es eigentlich aus. Ich werde mich einfach mal an der Website meiner Alma Mater entlanghangeln und Euch zeigen, was so gut (und vielleicht auch nicht so gut) an meinem Bachelorstudiengang ist.

1 Die Rheinbrücke, Rheinturm und Alpen im Hintergrund

Erstmal die Voraussetzungen und Kosten

Um Politik und Verwaltung zu studieren, zählen hauptsächlich das Abiturzeugnis und ggf. Berufserfahrung. Einen Numerus Clausus gibt es in der Hinsicht nicht. Dieser wird immer jedes Jahr neu berechnet, je nachdem wie gut die Abschlusskohorte ist. Jedes Jahr werden um die 200 Studierenden zugelassen. Die einzigen Kosten die auf einen zukommen, sind ca. 200 € Verwaltungsbeitrag. In den ersten drei Semestern muss man normalerweise nur ein bis zwei Bücher kaufen (je zwischen 10 und 20 €). Bei Büchern, die teurer sind lassen sich die Studierenden schon mal etwas einfallen (was ich aus bestimmten Gründen aber hier nicht erwähnen möchte). Kopierkosten sind relativ niedrig mit 0,05 € pro Blatt. Wenn man aber gut mit Laptop und Tablet klar kommt, kann man viele Kosten sparen. Die Mensa ist vergleichsweise günstig: 2,70€ kostet das günstigste Hauptgericht. Lebenshaltungskosten in Konstanz sind etwas höher als in anderen Kleinstädten Deutschlands. Die Attraktivität der Lage macht Wohnungskosten etwas teurer. Jedoch durch die Insel Reichenau hat man rund ums Jahr frisches Gemüse zu guten Preisen.

2 Konstanzer Altstadt im Schnee

Interdisziplinarität

Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung was auf mich zukommt mit diesem wunderschönen Wort, als ich mich für den Bodensee entschied. Es bedeutet, dass mehr als eine Forschungsdisziplin gelehrt wird. Interdisziplinarität ist eigentlich schon mit der Kombination Politik und Verwaltung gegeben. Doch da steckt noch viel mehr dahinter: Auf der einen Seite studiert man natürlich Politikwissenschaften. D.h. im Klartext Vorlesungen und Seminare zu verschiedenen Grundlagen, wie: das politische System Deutschlands, Vergleich von politischen Systemen, politische Theorie, Internationale Beziehungen und und und. Die Vorlesungen geben die Basis und beinhalten ganz schön viel Stoff, den man in den ersten drei Semestern lernt und dann zum richtigen Zeitpunkt wiedergeben muss (in Klausuren).

Neben den politischen Schwerpunkten gehört auch Verwaltungs- und Managementlehre zu den Inhalten. Hier bekommt man einen guten Einblick, was Verwaltung wirklich bedeutet und welchen Spielraum es in der deutschen Verwaltung eigentlich gibt. In den Vorlesungen zu Management lernt man einiges über Unternehmen, wie man sie erfolgreich führt und wie man seine Mitarbeiter motivieren kann.

Aber das ist noch nicht alles! Um ein guter Wissenschaftler zu werden braucht es noch etwas: Methoden. Der Studiengang führt einen an die Werkzeuge der Wissenschaft heran. Das nennt sich dann „Empirische Methoden der Sozialforschung“ und „Statistik“. Da kommt man leider nicht drum herum und wer denkt, man bräuchte Mathe nie mehr wieder, der liegt leider falsch. Aber keine Sorge, Tutorien helfen Euch, das Kompliziertere zu verstehen.

Ein letzter Punkt macht dann das Studium so richtig interdisziplinär: Man hat noch das Vergnügen eine Vorlesung in Volkswirtschaft zu besuchen. Es war ehrlich gesagt eher nicht mein Ding, aber als Politikwissenschaftler braucht man nun mal mehrere Gebiete, um die Komplexität der Politik zu verstehen.

In der zweiten Hälfte des Studiums darf man sich Seminare zu seinen Lieblingsthemen aussuchen. Es ist nicht ganz so einfach wie es klingt, denn es hängen noch ein paar Regeln daran… Aber man darf sogar Seminare und Veranstaltungen aus anderen Studiengängen besuchen, wie Jura, Wirtschaft, Psychologie oder Soziologie. Damit ist dann das Konzept der Interdisziplinarität perfekt. Ich persönlich habe es sehr genossen so viel Freiraum in der Kurswahl zu haben und außerdem verhindert das Konzept, dass man zum „Fachidioten“ wird.

Praxisorientierung

Praxisorientierung ergibt sich aus der Möglichkeit, im vierten Semester ein Praktikum „machen zu müssen“. Viele Studenten müssen das in ihre Semesterferien quetschen, um nach dem Studium zeigen zu können, dass sie Praxiserfahrung haben. Der Fachbereich hat eine tolle Datenbank, falls man selbst noch keine Idee hat, man kann aber auch einfach selbst suchen. Sechs Monate verbringt man dann in einem Unternehmen, in der Verwaltung oder bei einer Nichtregierungsorgansisation (NGO).  Ich habe mein Praxissemester in Berlin bei der Europäischen Akademie verbracht, eine Institution für politische Bildung.

Forschungsorientierung

Das schreibt der Studiengang ganz groß. Man bekommt neben einer sehr guten Methodenausbildung auch früh beigebracht selbst wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen. Das machte mir persönlich mehr Spaß, als Klausuren. Zudem gibt es oft Möglichkeiten als studentische Hilfskraft bei einem Professor zu arbeiten und so einen Einblick in dessen Forschung zu bekommen. Oder man hat sogar Glück und darf Daten für ein Forschungsprojekt erheben. Neben den Jobmöglichkeiten gibt es immer wieder sogenannte Kolloquien, wo Forscher ihr Projekt vorstellen. Dort bekommt man direkte Einblicke in das jeweilige Arbeitsgebiet.

Internationalität

Im Bachelorstudiengang waren nicht sehr viele International Studis, im Master dagegen schon mehr. Die Uni versucht zudem internationale Forscher zu sogenannten Gastvorlesungen einzuladen. Aber was die Internationalität wirklich ausmacht, sind die Austauschprogramme der Uni und des Fachbereichs. Neben verschieden Möglichkeiten in den USA, sind vor allem Erasmusprogramme sehr beliebt. Der Fachbereich hat so gute Verbindungen, dass im zweiten oder dritten Jahr fast alle Powalter ins Ausland gehen. Der Vorteil: man muss sich seine Uni nicht selbst aussuchen und viel Papierkram erledigen. Man muss im Erasmusprogramm keine Studiengebühren bezahlen, denn man bekommt ein bisschen Geld und die Möglichkeit, einen Intensivsprachkurs zu machen. Ich war für ein halbes Jahr in Bologna und durfte vorher noch 4 Wochen in Siena mein Italienisch auf Hochtouren bringen. Viele Unis im Ausland bieten natürlich auch Kurse auf Englisch an, also habt keine Angst falls ihr nicht Schwedisch oder andere Fremdsprachen sprecht.

Freizeit

Hatte ich schon erwähnt, dass Konstanz am Bodensee liegt? Das bedeutet nicht nur wunderschönstes Alpen- und Seepanorama (und Nebel im Winter) sondern auch viele Möglichkeiten die freie Zeit zu gestalten. Neben dem Sportprogramm der Uni kann man segeln lernen, wandern gehen oder schwimmen im See. Traditionell muss man im Studentenleben einmal von der Fahrradbrücke gesprungen sein und Anfang April einmal ganz in den See (ja er ist noch klirrend kalt). Die Stadt ist übrigens eine Fahrradstadt. Eigentlich jeder Student bewegt sich meist zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Von Konstanz aus kann man auch mal schnell einen Ausflug in die Schweiz machen oder für die Sommerfestspiele nach Bregenz.

3 Das Hörnle – Der Strand von Konstanz

Generell gibt es alles, was andere Städte auch haben: Sportanlagen, Schwimmbäder, sogar eine Therme, ein paar nette Museen, eine tolle Altstadt mit vielen kleinen Kneipen etc. Ein Highlight ist sicherlich das Weinfest im Frühherbst. Den Sommer verbringen viele Studierende mit Grillen am Rhein oder See.

Zukünftiges

Nach den drei bis vier Jahren im BA Politik- und Verwaltungswissenschaft hat man mehrere Möglichkeiten: Viele meiner Kommilitonen haben einen Job gefunden oder ein Praktikum hinten angehängt. Andere haben erstmal eine Pause eingelegt. Die meisten jedoch suchen nach einem Master um sich zu spezialisieren oder ihre Einstellungschancen zu erhöhen. Die Plätze in Konstanz sind –wie überall – begrenzt. Es ist leider keine Garantie, dass man nach seinem Studium dort auch den MA dort studieren kann. Einige Studierende (u.a. auch ich) haben sich aber bewusst für einen anderen Ort entschieden, einfach um nochmal was Neues zu erleben. Das liegt aber bei jedem selbst, wie er seine nächsten ein bis zwei Jahre verbringen möchte. Beides hat seine Vor- und Nachteile.

Jobchancen generell stehen recht gut. Ob öffentlich Verwaltung, Private Unternehmen oder International Organisationen – ein Einstieg ist überall realistisch. Das einzig Schwierige ist, eine Entscheidung zu treffen.

4 Der Rhein

Fazit

Ich habe meine Zeit am Bodensee sehr genossen. Die Winter sind neblig, dafür sind die Sommer wunderschön mit Alpenpanorama. Neben dieser Kurzwerbung kann ich zum Studiengang Politik- und Verwaltung nur sagen: es war anstrengend und manchmal stressig, aber ich bin überzeugt, dass mir der Studiengang einen guten Start für die Zukunft und eine erstklassige Ausbildung gegeben hat. In meinem Master fehlt es mir eigentlich an nichts und ich konnte  an der neuen Uni gut an Inhalte aus meinem gelernten Fach PolVer anknüpfen.

Désirée Biehl ist 24 Jahre alt und ehemalige STUDIENKOMPASS Teilnehmerin aus Köln. Sie studierte Politik und Verwaltung in Konstanz. Nach einem Auslandssemester in Bologna, Italien studiert sie nun MA Security Studies in Sheffield, UK. Am Studienkompass gefällt ihr, dass man vor und während dem Studium immer wieder auf Unterstützung zurückgreifen kann.

 

Über den Autor:

Désirée Biehl (29)
Studiengang: Politik und Verwaltung
Uni/Hochschule: Universität Konstanz
Regionalgruppe: Berlin

Désirée Biehl ist 29 Jahre alt und ehemalige STUDIENKOMPASS Teilnehmerin aus Köln. Sie   studierte Politik und Verwaltung in Konstanz. Nach einem Auslandssemester in Bologna, Italien studierte sie dann MA Security Studies in Sheffield, UK.

„Am Studienkompass gefällt ihr, dass man vor und während dem Studium immer wieder auf Unterstützung zurückgreifen kann.“

29 Feb

Studiengang: Philosophie im Hauptfach und Pädagogik im Nebenfach

Liebe zur Weisheit – Liebe zum Philosophiestudiengang?

Mein Name ist Anna-Maria Brandtner, ich bin 19 Jahre alt und habe mich nach langen Überlegungen für den Studiengang Philosophie im Hauptfach und Pädagogik im Nebenfach an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) entschieden. Im Anschluss möchte ich euch meine Impressionen aus meinen ersten zwei Semestern schildern, die ich folgendermaßen aufgliedere:

  • der Inhalt des Philosophiestudiums
  • die modularische Aufbereitung desselben (Pflicht- und Wahlprogramm)
  • die Anforderungen an Interessierte
  • die berufliche Aussichten nach dem Studium
  • der „Nutzen“ eines Philosophiestudiums

Inhalt des Philosophiestudiums

Zuerst zum Inhalt des Philosophiestudiums. Philosophie wird oftmals als Wissenschaft von allem bezeichnet, neben ihrer wörtlichen Übersetzung Liebe zur Weisheit versteht sich. Aus der Philosophie, genauer der Naturphilosophie, haben sich fast alle übrigen aktuellen Wissenschaften entwickelt, weshalb sie zudem auch Mutter der Wissenschaften genannt wird, oder spaßhaft in modernen Zeiten Mütterchen.

Wann löst sich also eine Wissenschaft aus der Philosophie oder wann zieht sie aus dem Elternhaus aus? Wenn es konkrete Antworten auf die Fragen einer philosophischen Strömung gibt, die einen großen Konsens hervorbringen, die empirisch, also mit Messinstrumenten und Tests, analysierbar sind und deren Grenzen durch solche Bestimmungen relativ eindeutig gestaltet sind. Im Umkehrschluss heißt das für die Inhalte des Philosophiestudiums, dass es kaum eine Problemstellung gibt, bei deren Lösung sich alle Philosophen einig sind. Ein Professor an der Universität Regensburg formulierte dies einst so: „In der Philosophie geht es nicht um Antworten. Antworten gibt es Dutzende, davon haben wir wirklich genug. Was wir brauchen, sind die richtigen Fragen!“ .

Konkret bedeutet das, dass du als StudentIn unheimlich frei bist. Die Freiheit liegt nicht nur darin, mit welchen Fragestellungen du dich beschäftigen möchtest (mehr dazu in Modularische Aufbereitung), sondern auch, in welcher Position du dich am ehesten wiederfindest, also welche für dich am argumentativ überzeugendsten ist.

Die Fragen, die sich stellen, könnten im ersten Augenblick primitiv erscheinen, z.B.: Sind wir? Wenn ja, was ist Sein? Oder wer sind dann wir oder bin nur ich? Warum bin ich? Welchen Sinn hat das alles? Wie bin ich und wie soll ich dann sein? Sollen und können alle anderen so sein? Wenn ich sterbe, bin ich dann nicht mehr? Was ist danach und darf Gott da mit reden? Gibt es den überhaupt? Gibt es überhaupt irgendetwas? Und vor allem: kann ich das, was es gibt, erkennen? Usw.

Doch hierbei handelt es sich bei weitem nicht um primitive Fragen im herkömmlichen Sinne. Es sind Fragen, die elementar sind, Grundlage allen menschlichen (Selbst-)Verständnisses. Wenn du also nicht nur Wörter verwenden, sondern auch wirklich verstehen willst, wenn du zweifelst und auf der Suche nach Sinn, Sein, Ursprung, Zeit, Menschsein, Moral, Gerechtigkeit, Schönheit und Wahrheit bist, dann sei willkommen!

Diese sind einige der Hauptfragen der Philosophie, aber weil es die Philosophie ist, die sie stellt, gibt es nicht nur eine Antwort. Mir persönlich ging es bisher so, dass ich ständig zweifelte, an so ziemlich allem und mir das in der Schule zum Beispiel nicht unbedingt weiterhalf. Ein Gedankenspiel: Wenn dich ein Lehrer fragt, ob 2+2=4 ist, ist der gewöhnlich nicht sehr begeistert, wenn du die Existenz der Zahlen als Behilfskonstrukt für weltliche Verhältnisse deklarierst oder sie als real-nicht existente, empirisch unmessbare Hirngespinste abwehrst (letztere ist nicht meine Position, aber ich stelle mir gerne vor, was passiert, wenn ich sie vertreten würde! 😉 ). Im Philosophiestudium ist man mit dem Zweifel jedoch sehr gut aufgehoben, weil man gegenüber allem kritisch denken soll, sogar gegenüber dem Wort „man“ (Heidegger) und durch Diskurs und logische Argumentation versucht, sich zu positionieren.

Diese Positionen kann ich jedoch aufgrund ihrer Vielfalt nicht aufzählen, aber zumindest die Wissenschaften, die in der Philosophie als Teilgebiete enthalten sind.  Zu diesen verfasse ich nur einen kurzen Beschreibungssatz, da sie im philosophischen Sinne, wie ihr euch nun vielleicht vorstellen könnt, nicht eindeutig definierbar sind und es wunderschöne ausführliche Beschreibungen dazu gibt:

 

  • Ästhetik ist die Beschäftigung mit dem Schönen, also der Frage: Was ist Schön?
  • Ethik stellt sich die Frage nach der Moral, also nach dem Guten und spezifisch nach dem guten Handeln.
  • Etymologie /Erkenntnistheorie fragt, inwieweit man die Meinung eines rationalen Wesens rechtfertigen kann und wie weit diese überhaupt möglich ist. Eine weitere zentrale Fragestellung ist, ob man etwas wissen kann und wie sich Wissen zum Beispiel zu Glauben usw. abgrenzen lässt.
  • Geschichte der Philosophie ist die Analyse der Entwicklungen in der Philosophie anhand verschiedener Philosophen und deren Ansichten, sowie generellen Strömungen und deren gegenseitige Beeinflussung und Differenzierung.
  • Logik ist die Übersetzung der mehrdeutigen Natursprache (also die Sprache, wie wir sie verwenden) in eine eindeutige Sprache, die man anhand von Grundsätzen überprüfen kann und so die Wahrheit eines Satzes und die Gültigkeit eines Argumentes in Relation zur Welt bestimmen kann.
  • Metaphysik galt lange Zeit als erste Philosophie und untersucht die Frage: Was gibt es? Sie ist eng mit der Ontologie verwandt, versucht aber eher, Sein zu begründen als zu strukturieren.
  • Ontologie, die Wissenschaft vom Seienden ist eine der ältesten philosophischen Richtungen und versucht die oder das Seiende in der Welt zu ordnen.
  • Sprachphilosophie sucht die Bedeutung der Sprache, was ist also der Gehalt von Worten, zeigen diese auf etwas in der Welt? Was kann Sprache und was kann sie nicht?
  • Wissenschaftstheorie beschäftigt sich mit der Frage „Was ist eine Wissenschaft?“, wie lassen sich Hauptbegriffe der Wissenschaft (z.B. Erklärung, Beweis, Ursache) definieren und wissenschaftliche Methoden argumentativ begründen (oder auch nicht).
  • Philosophie der Mathematik / Politik /Religion uvm. Fast zu jedem Wissenschaftsbereich gibt es philosophische Meinungen und Analysen, du erinnerst dich: Wissenschaft von allem? 😉

 

Modularische Aufbereitung desselben (Pflicht- und Wahlprogramm)

Ich kann das Studium an der LMU in dieser Hinsicht wärmstens empfehlen, da es sich sehr offen, flexibel und individuell gestaltet. Das ist vor allem meinen VorgängerInnen geschuldet, die bei der Einführung des Bachelor- und Mastersystems aktiv bei der Gestaltung der Studienordnung mitgewirkt haben. Hierbei ein kleines Dankeschön! Doch zuerst einige Erklärungen:

Das Philosophiestudium ist wie fast jeder moderne Studiengang untergliedert in Grund- (also Bachelor) und Aufbaustudium (Master). Der Bachelor dauert in der Regel drei Jahre, wobei an der LMU das Sonderangebot offen steht, einen vierjährigen Bachelor zu absolvieren. Das letzte Jahr ist dabei als Vertiefung mit dem Schwerpunkt auf wissenschaftlichen Arbeiten ausgelegt, wobei aufgrund der Modularisierung verschiedenste Variationen denkbar sind.

An dieser Stelle soll eine kurze Erläuterung zur Modularisierung folgen, da diese sehr komplex ist und von Studiengang zu Studiengang und den diversen Universitäten stark variiert (Außerdem versteht man das erfahrungsgemäß erst während des voranschreitenden Studiums so richtig, also keine Sorge! 🙂 ): Module sind Themenblöcke, die innerhalb des jeweiligen Studienabschnittes (Semester) absolviert werden sollten. Es gibt folgende Module, die an der LMU verpflichtend zu besuchen sind:

  • Einführung in die Philosophie (Eine Ringvorlesung, in der jeder Lehrstuhl sein Fachgebiet, z.B. Erkenntnistheorie vorstellt)
  • Grundlagen der Philosophie I und II (Das sind Logik und Wissenschaftstheorie)
  • Geschichte der Philosophie I und II (welche streng genommen auch zu den Grundlagen gehören)
  • Theoretische Philosophie I und II
  • Praktische Philosophie I und II
  • Wissenschaftliches Schreiben I

Abgesehen von der Einführung in die Philosophie und die Grundlagen der Philosophie I und II setzten sich die übrigen Module aus ganz verschiedenen Veranstaltungen zusammen. Für jedes absolvierte Modul erhält man ECTS-Punkte, pro Modul sind es in der Regel 6 – 9 ECTS Punkte, wobei im Hauptfach 18 ECTS-Punkte pro Semester erreicht werden sollen. Im gesamten Philosophiestudium an der LMU gibt es nur zwei verpflichtende Klausuren, die Teil der Module Logik und Wissenschaftstheorie sind. Alle anderen Punkte lassen sich frei erwählen, indem man aus einem breiten Angebot an Seminaren auswählt. Die Leistung, die ihr in diesen Seminaren in Form einer Hausarbeit, einem Essay und/ oder Referat erbringt ist mit ca. 9 ECTS Punkten zu dotieren, weil die zugehörige Vorlesung über diese Leistung abgeprüft wird (Dies variiert im Schnitt jedoch etwas).

Zu jedem dieser Seminare gibt es also eine Vorlesung passend zum Modul des Seminars, welche freiwillig besucht werden kann. Dieser Besuch ist aber sehr empfehlenswert, weil dadurch ein Überblick geschaffen wird. Philosophie wird größtenteils aus Interesse studiert, weshalb ich rate, möglichst viele verschiedene Veranstaltungen – auch extrakurrikulär – zu besuchen. So kann man nicht nur seine Leidenschaft für neue Themenbereiche entdecken, sondern baut sich so wichtige Brücken zwischen Bekanntem und Neuem auf, die sicherlich dem weiteren Lebensweg nicht abträglich sein werden. Vor allem zum Ende des Semesters hin wird euer Arbeitspensum sehr groß sein (wenn ihr wie ich gerne „vergesst“ sehr gut mitzulernen, was ich überhaupt nicht empfehlen kann! Gar nicht, tu es nicht, das rächt sich!) und ihr seid durch die Offenheit der Vorlesungen in eurer Zeiteinteilung freier.

Im Laufe des Studiums werdet ihr euch über das Themengebiet, das ihr mehrere Semester verfolgt, profilieren können. Deshalb keine Scheu, Seminare auch „nur“ aus Interesse zu besuchen. Auch ist euch die Reihenfolge, in der ihr die Module absolviert, freigestellt und ihr habt die Möglichkeit, euch euren Stundenplan, das Studientempo und den Inhalt relativ frei auszusuchen. Dennoch rate ich, den empfohlenen Modulsemsterplan, den ihr auf der Webseite der Philosophischen Fakultät findet, einzuhalten, da euch vor allem die Grundlagen für das weitere Studium sehr hilfreich sein werden. Doch auch hier eilt es nicht, alles auf Anhieb zu verstehen. StudiengangskoordinatorIn, deine zukünftigen KommilitonInnen oder die Fachschaft können dir besonders in den ersten Einführungsveranstaltungen weiterhelfen.

 

Die Anforderungen an Interessierte

Wenn ihr euch also für die angesprochenen Themen begeistern könnt und der Aufbereitung dieser offen gegenübersteht, gibt es im Folgenden einige Eigenschaften und Fähigkeiten, die meiner Erfahrung nach im Philosophiestudium von Vorteil sein können. Erstens und diese Eigenschaft finde ich am wichtigsten, ist der Wille, zu hinterfragen. Das Sich-nicht-zufrieden-geben-mit-Scheingegebenheiten ist elementar um auf den Grund von Fragestellungen vorzudringen und sich nicht durch klangvoll-schöne Worte oder Gewohnheiten von der Suche nach der Wahrheit und dem Guten, Schönen abhalten zu lassen. Seid ihr also kritisch, wollt genau wissen, über was ihr redet und seid ihr bereit, auch Positionen ernst zu nehmen, die euren diametral gegenüberstehen, solange diese gut begründet sind?

Kritisch sein ist die eine Seite der Medaille, die andere ist, angebrachte Kritik an die eigenen Ansichten annehmen zu können und sich durch die Beschäftigung mit ihr weiterentwickeln zu können. Ich weiß, dass es manchmal sehr schwierig sein kann, seine Haltung zu einer Fragestellung verändern zu müssen, weil man sie argumentativ nicht ausreichend verteidigen kann. Aber es ist ratsam zu lernen, dass es beim Philosophieren um das Finden der Wahrheit geht und das dieses Ziel wichtiger ist als das Halten seiner Stellung nur um diese nicht aufgeben zu müssen, in einer Argumentation zu „verlieren“. Denn das ist kein Verlust an sich, wenn ihr dadurch dem großen Ganzen näher kommt. So individuell ihr euer Studium und eure Ansichten gestalten könnt und so viele Freiheiten es gibt, wenn ihr vor einem Widerspruch in eurem Denken steht, muss dieser gelöst werden. Vielleicht bedeutet dies, das man sich weniger in den Mittelpunkt stellt, sondern eher seine Liebe zu etwas, das (fast) so alt ist wie der Mensch, der Philosophie.

Während des Studiums werdet ihr umfangreiche und anspruchsvolle Werke von großen PhilosophInnen lesen. Das bedeutet für euch, dass ihr eine Vorliebe für Lesen haben solltet und die Ausdauer, auch schwierigen Texten auf den Grund zu gehen und diese kritisch zu analysieren. In meinem ersten Semester habe ich angefangen Kants „Kritik der reinen Vernunft“ zu lesen. Lasst mich euch sagen, dass ich um zum Beispiel den Zeitbegriff darin zu verstehen, 8 bis 13 Stunden investiert habe. In Summa ist dieser auf 5 Seiten komprimiert (Wenn das ganze benötigte Vorwissen und die Spezifizierungen im Anschluss ausgelassen werden.) Das kann stellenweise etwas frustrierend sein, aber wann man dann das Gefühl hat, so eine These verstanden zu haben und sie auch noch Sinn macht, hat sich der Aufwand wirklich gelohnt. Nehmt euch Zeit und beißt euch durch (metaphorisch bitte, die Bücher sind nicht gerade wohlfeil) und denkt daran: kein Spezialist ist vom Himmel gefallen ohne sich etwas zu brechen!

Die berufliche Aussichten nach dem Studium

In gefühlten 98 % der Fälle, in denen man auf die Frage: „Und, was studierst du denn?“ (Oder Fragen mit ähnlicher Proposition) mit „Philosophie!“ antwortet, wird sofort eine Gegenfrage gestellt: „Ahaaa… … … und was macht man dann damit?“.

Natürlich ist diese Frage berechtigt, denn leider ist es schwer möglich ewig zu studieren, es muss also etwas folgen nach dem Studium. Ich habe inzwischen eine Standardantwort für Nicht-PhilosophiestudentInnen entwickelt oder Menschen, die ihr ablehnend gegenüberstehen, die ich euch an die Hand geben möchte.

Auffällig bei der Art und Weise, wie die Frage gestellt wird, ist, dass ihr ein gewisser Skeptizismus zugrunde liegt. Für viele Menschen sind Philosophen kauzige Personen, die sich in Elfenbeintürmen weltenthobene Konzepte überlegen, die so abstrakt sind, dass sie mit der Welt gar nichts mehr zu tun haben. Wenn ihr also jemanden trefft, der sehr zweifelnd am Sinn von Philosophie sein Dasein fristet, könnt ihr antworten: „Dieses Studium ist ein Selbstzweck,“ (dramatische Pause) „ich studiere Philosophie, um mich persönlich weiterzuentwickeln. Ich will die Welt verstehen, in der ich lebe und ich will sie beeinflussen. Jeder beeinflusst sie ein kleines Stück, aber ich will wissen, ob es zum Guten oder Schlechten ist, ob ich gerecht bin, ob ich überhaupt Vorbild sein kann oder ob ich für mich allein kämpfe. Die Philosophie ist nicht nur die Liebe zur Weisheit, sondern die Wissenschaft von allem. Das heißt, dass ich mich nicht wie die meisten anderen Studierenden auf ein Thema beschränke, sondern das große Ganze im Auge habe und in allen Wissenschaften, wenn ich das will, meine philosophische Bestimmung finden kann.

Wir haben auch engen Kontakt zu den modernen Wissenschaften und stehen im ständigen Austausch mit diesen, was wäre z.B. der moderne Raumbegriff ohne Physik? Ich musste mich entscheiden und ich habe mich für alles entschieden und für die Freiheit, immer wählen zu können.“ Aber das beantwortet freilich noch nicht die Frage. Manchmal reicht das oder die Person will dann diskutieren, und wer könnte schon eine solche Diskussion ablehnen? Gut, aus Höflichkeit kann man aber auch die Frage beantworten:

Denn generell ist es mit dem Studium von Geisteswissenschaften so, dass das Berufsfeld sehr weit gefächert ist und man entgegen einem spezifischem Studium (Lehramt, Zahnmedizin, Ingenieurswissenschaften etc.) keinen eindeutigen Beruf vorgegeben hat. Auch ist das Gebiet, in dem man einen gewissen Grad an Expertise erlangt, häufig nicht Teil von einem Berufsanforderungsprofil. Vielleicht kennt ihr in diesem Kontext den Witz vom Eklektiker, der bei der Agentur für Arbeit vorstellig wird. Der Sachbearbeiter freut sich und sagt: „Ausgezeichnet, der Stromkasten bei Müllers muss repariert werden, fragen Sie doch da an!“.

Es wird seltener der Fall sein, dass ausgebildete PhilosophInnen gesucht werden. Doch gibt es viele Institute und Gesellschaften, die sich mit der Philosophie beschäftigen, z.B. die Internationale Hegel-Gesellschaft e.V., Deutsche Gesellschaft für Philosophie e.V. und Europäische Gesellschaft für frühneuzeitliche Philosophie e.V. uvm.. Auch Zeitschriften für Philosophie wie Hohe Luft und Deutsche Zeitschrift für Philosophie suchen gelegentlich nach studierten PhilosophInnen. Dies sind Alternativen zur universitären Laufbahn und ich versuche zum Beispiel mir via deren Internetseiten einen Überblick über angebotene Stellungen und Profile zu verschaffen.

Immer wichtiger werden Zusatzkompetenzen wie EDV-Kenntnisse und Fremdsprachen für die beruflichen Möglichkeit ungeachtet der Fachrichtung. Da die meisten Universitäten in dieser Hinsicht ein gut aufgestelltes Angebot haben, empfehle ich frühzeitig seine Fühler in diese Richtung auszustrecken, es eröffnen sich dadurch auch viele Türen zum Beispiel für Praktika während des Studiums.

Neben dieses Möglichkeiten in Forschung und Publikationsmöglichkeiten der Philosophie beruflich treu zu bleiben, steht man mit seinem Abschluss vor einem offenen und flexiblen Markt. Das primäre Gut, dass man diesem anbietet, ist man selbst. Die Frage, die ich mir vor einer Bewerbung oder überhaupt stellen muss, sind: Was kann ich?

Was man als PhilosophiestudentIn kann ist argumentieren, mit Texten umgehen, sich präzise und gut auszudrücken und sich fundiert kritisch mit fast jedem Themenbereich auseinanderzusetzten. Analytisches Denken, eine Grundausbildung in Logik, Ausdauer und der Wille zu Verstehen sowie Durchsetzungsvermögen und Dialogbereitschaft sollten eine(n) AbsolventIn auszeichnen. In jeden Berufsfeld, in der diese Eigenschaften gesucht werden, ist ein(e) PhilosophiestudienabsolventIn gerne gesehen, solange ihr euch gut präsentiert und ihr auch offen für neue, zuvor unbedachte Wege, offen seid, findet ihr sicherlich einen Arbeitsplatz. Vorstellbar und relativ häufig durch ehemalige PhilosophiestudentInnen besetzt sind Stellungen in der Verwaltung, Verlägen, Bibliotheken, Politik usw..

Dieses Studium als Selbstzweck zu betrachten (wie auf der Website der Philosophischen Fakultät beschrieben) ist aus meinen vorherigen Ausführungen hoffentlich klar geworden, dass dieser Zweck nicht nur zum persönlichen Wachstum dient, sondern einen auch auf einen sich ständig wandelnden Arbeitsmarkt vorbereitet, der in Zeiten des Dienstleistungssektors auf der Suche nach abstrakten Fähigkeiten und Besonderheiten (also dem Sich-Abheben-Von-Den-Tausend-Anderen-Bewerbern) ist.

 

Der „Nutzen“ eines Philosophiestudiums

In den vorausgegangenen Ausführungen habe ich viel vom Selbstzweck, der Profilierung für den Arbeitsmarkt, die persönliche Entfaltung und Fertigkeiten wie Argumentation, Analytisches Denken und Kritikfähigkeit gesprochen. Zum Abschluss möchte ich euch kurz präsentieren, was sich nach einem Jahr Philosophiestudium für mich persönlich konkret verändert hat.

Abgesehen von den äußeren Veränderungen, die mit einem Umzug in eine neue Stadt und vor allem mit München gekommen sind, muss man sehr organisiert und selbstständig agieren, weshalb diese Eigenschaften verstärkt werden.

Besonders die Logik-Einheit am Anfang des Studiums hat mir geholfen, meine Gedanken zu ordnen und Widersprüche in Diskussionen und argumentativen Texten zu erkennen.

Ich achte auf eine genauere Formulierung und habe in dieser doch recht kurzen Zeit neues Vokabular erlernt. Doch auch der ideelle Wert ist für mich sehr hoch, da ich sehr viel von meinen KommilitonInnen jeden Alters lernen konnte/ kann, welche über die verschiedensten Lebenswege zu ihrem Studium gelangt sind. Das Gesprächsklima ist sehr offen und ich musste schon die ein oder andere Einstellung aufgeben, weil ich sie nicht halten konnte, aber ich hatte fast nie das Gefühl, dadurch etwas verloren zu haben. In außeruniversitären Diskussionen hat sich mein „Bullshit“- Filter verfeinert, was wirklich sehr zeitsparend und nervenschonend ist. Überrascht war ich von meiner neu-entdeckten Liebe zur mathematischen Philosophie. Ich und mathematische Philosophie, wo ich gerade so das Mathe-Abitur mit einer Aktionspackung Gummibärchen überstanden habe!

Die schönste Überraschung ist für mich jedoch, dass ich trotz der Größe der Universität und des Lehrstuhls für Philosophie (welcher der größte in Deutschland und einer der renommiertesten ist) nie das Gefühl habe, ein anonymer Schattenwandler zu sein. Die ProfessorInnen schätzen gute Fragen und durch die vielen Seminare, an denen durchschnittlich 10-25 StudentInnen teilnehmen, habe ich produktiven persönlichen Kontakt zu verschiedenen Lehrkräften und somit viele kompetente AnsprechpartnerInnen. Summierend lässt sich sagen, dass ich nicht voraussehen konnte, wie gut und unerwartet sich mein Studium so weit entwickelt hat. Deshalb würde ich euch raten, vielleicht eine Vorlesung zu besuchen (keine Sorge, da fallt ihr in der Regel nicht auf), an den Schnupperstudium der Fachschaft teil zu nehmen (hierbei könnt ihr mit einem/ einer regulären PhilosophiestudentIn einen oder mehrere Tage „probestudieren“) oder zur Studienberatung eurer Wahl zu gehen. Unser Studiengangskoordinator an der LMU für Philosophie ist wirklich sehr freundlich, ihr müsst euch deshalb nicht scheuen, ein Beratungsgespräch mit ihm zu vereinbaren.

Auch Bücher zum Philosophiestudiengang sind zu empfehlen, oder die Kontaktaufnahme über soziale Medien; fast überall findet sich eine Gruppe der Studierendenschaft Philosophie. Doch sichert euch auch ab, ob diese tatsächlich von echten StudentInnen betrieben wird. Benjamin Franklin sagte bereits: „Glaubt nicht alles, was im Internet steht!“ (Quelle: Public Source 😉 ) .

Lasst euch von eurem Traum nicht abhalten und ich hoffe sehr, dass ihr, egal für was ihr euch entscheidet, euren Sinn findet und zufrieden sein werdet!

Alles herzlich Liebe,
Anna-Maria

 

Über den Autor

Anna-Maria Brandtner (23)
Studiengang: Philosophie im Hauptfach und Pädagogik im Nebenfach
Uni/Hochschule: Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)
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