18 Apr

Studiengang: Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung

Nachhaltigkeit studieren an der RWTH Aachen

 

Rohstoffe. Was wäre eine Welt ohne Rohstoffe? Eine Welt, in der es kein Smartphone gäbe, weil nicht nur die seltenen Erden für die Elektronik, sondern auch die Materialien für das Gehäuse fehlen würden. Zudem wäre die Stromversorgung ein Problem, das nicht unbeachtet bleiben würde. Rohstoffe machen unser tägliches Leben aus. Doch wer kümmert sich eigentlich darum, dass all die Rohstoffe, die uns zum Beispiel täglich als Bus zur Uni oder Arbeit bringen, auch in der Produktion verfügbar sind?

Ich möchte in diesem Blogbeitrag meinen Studiengang „Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung“ (ehemals Rohstoffingenieurwesen) vorstellen. Als ich selbst zum ersten Mal davon gehört habe, reagierte ich erstmal unwissend. Leichtes Schulterzucken, ein Blick, der sagt: „Aha, klingt ganz nice“. Die gleiche Reaktion wie die Meisten, denen ich selbst davon erzähle. Ich konnte mir wenig darunter vorstellen, außer dass man später wohl als Ingenieur die RWTH Aachen verlässt. Das reicht natürlich nicht aus, um eine Studienentscheidung zu fassen. Es galt, mehr über diesen Studiengang in Erfahrung zu bringen und meine Fragen zu beantworten.

Was macht man eigentlich als Ingenieur der nachhaltigen Rohstoff- und Energieversorgung? Wo eröffnen sich dadurch Arbeitsmöglichkeiten im Berufsleben? Wie sieht das Studium aus? Und wieso habe ich eigentlich noch nie etwas davon gehört?

Aufbau des Studiengangs

Letzteres liegt vermutlich daran, dass es mittlerweile einen schier unendlich wirkenden Pool an Studiengängen gibt. Da gehen Studiengänge, die nicht gerade BWL, Maschinenbau oder Medizin heißen, schnell unter. Die „Nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung“ (ich kürze das jetzt mal einfach mit NREV ab) kann vielleicht keine generelle Bekanntheit, dafür aber tiefe Wurzeln,vorweisen. Die NREV basiert auf dem schon 1880 eingeführten Studiengang „Bergbaukunde“ und hat auch heute noch eine Vertiefungsrichtung „Bergbau“. Zu dieser gesellen sich die beiden anderen Vertiefungen „Energie“ und „Recycling“. Daran lässt sich schon erkennen, dass der Studiengang sich seit 1880 weiterentwickelt hat und mit den Themen der Zeit gegangen ist.

Grundsätzlich wird man als Student der NREV als Ingenieur ausgebildet. Dazu gehören klassisch Mechanik und Mathematik in verschiedenen Ausführungen. Diese Fächer gehören zum Ingenieursstudium wie die Briefmarke zum Brief und sind auch allgemein bekannt. Sie machen aber nur einen Teil des Grundstudiums aus. Bei weiterer Betrachtung der Module wird schnell klar, dass sich der Studiengang bemüht, seine Studenten möglichst breit aufzustellen. So finden Elektrotechnik, Wärmetechnik und Chemie als ingenieursspezifische, aber auch BWL, Recht sowie Englisch als ergänzende Pflichtfächer Einzug in den Modulkatalog. Ich selbst muss sagen, dass gerade diese breite Fächerung für Abwechslung im Studium gesorgt hat und dafür gesorgt hat, nicht mit Scheuklappen des eigenen Faches durch sein Studium zu gehen. Dabei hilft auch, dass viele Fächer nicht NREV eigen sind, sondern zusammen mit Umweltingenieuren, Maschinenbaustudenten oder BWLern gehört werden.

Die eben schon erwähnten Vertiefungsrichtungen Bergbau, Energie und Recycling folgen dann in den späteren Semestern. Die Vertiefung Bergbau beinhaltet beispielsweise die Rohstoffwirtschaft, bei der wichtige Rohstoffgüter (zum Beispiel Kohle oder Kupfer) auf dem Weltmarkt betrachtet und die Prozesse des Marktes analysiert werden. Gleichzeitig lehrt die Rohstoffgewinnung verschiedene Verfahren, um unterschiedliche Rohstoffe verfügbar zu machen, beispielsweise im Tagebau oder Untertagebau. Den Rohstoffweg aus der Erde zum Rohstoff schließt die Aufbereitung ab, die sich mit der Freilegung des zu gewinnenden Rohstoffs befasst- bei der also Verunreinigungen abgetrennt werden und der Rohstoff angereichert wird.

Im Bereich des Recyclings liegt der Fokus auf der Rohstoffrückgewinnung. Dadurch fallen die direkten Abbauverfahren aus dem Lehrplan weg und Fächer wie die thermische Abfallbehandlung in Müllverbrennungsanlagen und Emissionsminderung stehen auf dem Lehrplan. Außerdem finden sich auch Fächer der Abfallwirtschaft wieder, die die Wertschöpfungskette des Abfalls beleuchten. Wo entsteht dieser, wie muss mit diesem umgegangen werden und wie kann dieser verwertet werden – sei es thermisch oder als Recyclat nach der Aufbereitung. Gerade in einer Welt, in der immer mehr Abfall anfällt, den es als allererstes zu vermeiden gilt, nimmt das Recycling jetzt schon eine große Rolle in unserer Zukunft ein.

Zuletzt steht der Energiebereich zur Wahl. Dort wird besonders auf die Energierohstoffe eingegangen. Wie kann man eigentlich Energie aus Biomasse, wie beispielsweise Stroh, gewinnen? Kann ich Kohle einfach aus der Erde holen, anzünden und Strom erzeugen? Und was bedeutet eigentlich „anzünden“? Im Bereich der Energie spielen die fossilen Energierohstoffe ebenso eine Rolle wie die erneuerbaren Energien: Sonne, Wasser oder eben Biomasse. Zudem werden hier Grundlagen der Strömungsmechanik und das Themengebiet der Verfahrenstechnik abgedeckt, da diese besonders in Energieerzeugungsanlagen eine Rolle spielen. Schließlich gilt es möglichst effizient die Energie zu gewinnen, die wir später in Form von Strom oder Wärme nutzen.

Man erkennt, dass der Studiengang wirklich breit aufgestellt ist und den Studenten die freie Wahl lässt, sich nach ihren Interessen zu vertiefen. Besonders das darauffolgende Masterangebot mit dem „Rohstoffingenieurwesen“ oder der „Nachhaltigen Energieversorgung“ passen hervorragend auf die im Bachelor gelernten Themen und Vertiefungen. Dort werden die im Bachelor gelernten Themengebiete weiter vertieft, es stehen aber auch Spezialisierungen zur Wahl. Man kann beispielsweise Fächer wie Energiespeichertechnologien, Photovoltaik oder Nachwachsende Rohstoffe belegen.

Besonders hervorzuheben ist, dass ein Industriepraktikum fest im Studium verankert ist. Die Wahl des Betriebs ist dabei dem Studenten überlassen, wichtig ist nur, darauf zu achten, dass man Einblick in die Arbeitswelt eines Ingenieurs aus der gewählten Vertiefungsrichtung bekommt. Dieses Praktikum kann auch vor dem Studium absolviert werden, zum Beispiel inder Zeit zwischen Abitur und Studium, und kann natürlich auch die Mindestdauer von 40 Tagen überschreiten. Ein Praktikum ist in jedem Fall sinnvoll, denn all das Lernen über die verschiedenen Energieformen kann noch so interessant sein, wenn man aber später keine Tests an Photovoltaikanlagen machen möchte, weil einem der Bürojob besser liegt, sollte man das vorher praktisch erfahren haben. Letztendlich macht ihr das Praktikum ja für euch und ihr habt den Anspruch, aus diesem Erfahrungen für euch mitzunehmen. Beispiel bei mir: ich war vor dem Studium 6 Wochen im Tagebau bei RWE und hatte dort eine sehr spannende Zeit. Mitgenommen habe ich davon, dass ich weiß, nicht im Tagebau arbeiten zu wollen, sondern lieber im Bereich der erneuerbaren Energien – rund um ein gelungenes Praktikum also.

Im Studium

Von der NREV ist ganz klar zu sagen: Es ist anspruchsvoll. Doch was heißt Anspruch? In diesem Fall wirst du nur selten auf die so gefürchteten sogenannten Siebklausuren treffen, die du im Maschinenbau mehrfach im Semester schreibst. Aufgrund der kleinen Studentenzahl von ca. 80 Leuten ist hier kein Heraussieben der Massen an Studenten notwendig. Der Anspruch entsteht aber genau wegen der kleinen Zahl an Leuten. Und zwar an sich selber. Das Studium ist durch diese Kompaktheit so gestaltet, dass man die Chance hat in engem Kontakt mit den Lehrenden zu treten und von den auf dem Themengebiet forschenden Personen viel lernen kann. Allerdings ist das von dir selbst abhängig. Schließlich möchtest du am Ende des Studiums dastehen und behaupten können, du bist Ingenieur der nachhaltigen Rohstoff- und Energieversorgung, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Man lernt durch die geringe Größe ebenfalls schnell Leute kennen, die einem in einer Lerngruppe unterstützen können und durch eine aktive Fachschaft lernt man schnell auch Studenten aus den Jahrgängen über einem kennen, die dir beim Studienverlauf nützliche Tipps geben können. Da kann ich glücklicherweise ganz klar sagen, dass bei den Leuten in diesem Studiengang das Konkurrenzdenken untereinander keinen großen Stellenwert hat. Gemeinsam kommt man einfach weiter. Vielleicht liegt diese Mentalität einfach nahe, weil sich der Studiengang auch um Nachhaltigkeit dreht. Und auch die Studienberatung steht euch immer kompetent mit Rat und Tat zur Seite, wenn ihr mal nicht wisst, wie genau die Belegung der Fächer funktioniert oder was zu tun ist, wenn ihr eure Bachelorarbeit anmelden möchtet.

Was den Alltag angeht, ist man so frei, wie man das möchte. Der Stundenplan ist voll, beinhaltet aber auch angemessene Lücken, die man selbst zur Verfügung hat. Ob man dann nach-/vorbereitet oder den Lernstoff lieber in der Klausurphase durchpauken möchte, ist einem da selbst überlassen. Es gibt meist eine Vorlesung und eine Übung zu jedem Fach, selten fällt die Übung weg, noch seltener gibt es regelmäßige Selbstrechnungsübungen. Das Selbststudium ist schließlich auch Teil des Studiums.
Ihr habt pro Semester im Schnitt 6-8 Prüfungen, die ihr nach der Vorlesungszeit habt. Viele Unis haben dort freie Zeit oder „nur“ Hausarbeiten, an der RWTH könnt ihr euch drauf einstellen, in dieser Zeit Klausuren zu schreiben. Dabei habt ihr bei vielen Fächern die Möglichkeit, aus zwei Terminen zu wählen, was die Klausurdichte etwas verringern kann. Oder erhöht, je nachdem was ihr lieber haben möchtet. Manche Klausuren sind etwas anspruchsvoller als andere, da könnt ihr gut auf die Erfahrungswerte der anderen Studenten hören. Damit wären wir wieder beim Anspruch. Letztendlich ist das Studium das, was ihr draus macht. Der Studiengangsaufbau und die Umgebung geben euch ideale Voraussetzungen, um euch frei nach euren Interessen entfalten zu können und diese dann zu vertiefen.

Und später?

Vielleicht kommt schon ein bisschen heraus, dass die Vertiefung hier der ausschlaggebende Punkt ist. Habt ihr euch für die Vertiefung „Bergbau“ entschieden, ist ein Berufseinstieg in einem Windkraftunternehmen erstmal schwierig. Dadurch, dass ihr aber so selbstbestimmt wählen könnt und ihr euer zukünftiges Arbeitsfeld im Praktikum bestenfalls schon etwas abgesteckt habt, steht euch der Energiemarkt offen. Ihr könnt in Ingenieurbüros arbeiten, die sich mit Energiemarktanalysen oder Anlagenplanung befassen, ihr könnt in den Anlagenbau gehen und diese auslegen, ihr könnt in Aufbereitungsbetriebe oder in die Abfallwirtschaft gehen, ihr könnt euch aber auch mit eurem Wissen nochmals umorientieren und beratende Funktionen einnehmen. Die Möglichkeit einen Doktortitel zu machen ist hier natürlich auch gegeben. Dabei könnt ihr sehr gut auch international arbeiten, sei es als Anlageningenieur für Photovoltaikanlagen in Japan oder den Abbau von Braunkohle planend in Australien – alles euch überlassen, sofern ihr das möchtet. Der Studiengang der Nachhaltigen Rohstoff- und Energieversorgung bietet euch die Grundlage dafür und ihr könnt das Beste daraus machen.

Ich schließe meinen Bachelor nun ab und habe meine perfekte Wahl getroffen. Die kleine Gruppengröße gefällt mir sehr, die Fächerauswahl ermöglicht mir Gestaltungsfreiheit und ist insgesamt gut abwechselnd aufgebaut. Auch den zwischenzeitlichen Vergleichen, ob das Maschinenbaustudium mit Schwerpunkt Energietechnik mehr für mich geeignet ist, hielt die nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung stand. Ich schätze es sehr, dass ich so direkten Kontakt zur Forschung und den Lehrenden habe, sodass ich ohne Zweifel behaupten kann, dass ich mich auf diesem Gebiet sicher auskenne. Zudem ermöglichen die verschiedenen interdisziplinären Fächer eine Ablenkung und Bereicherung, die es mir ermöglichen, auch nach dem Studium noch in die Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit zu gehen. Genau deswegen würde ich diesen Studiengang auch so nochmal studieren.

Nachhaltigkeit studieren geht also – und sollte in unserer konsumgeprägten Welt auch nicht außer Acht gelassen werden.

 

Über den Autor:

Hendrik Heider (23)
Studiengang: Rohstoffingenieurwesen
Uni/Hochschule: RWTH Aachen
Regionalgruppe: NRW

11 Apr

Studiengang: Architektur dual (B. Eng.)

Architektur studieren an der hochschule 21 in Buxtehude

Häuser gibt es überall. Ein Dach über dem Kopf zählt bei uns zu den Grundbedürfnissen der Menschen. Aber wer plant eigentlich die Häuser, in denen wir wohnen? Architekten haben ein vielfältiges Aufgabengebiet und zeichnen keinesfalls nur hübsche Ansichten von Häusern.

Ich möchte in diesem Blogbeitrag meinen Studiengang „Architektur dual“ vorstellen. Dabei gehe ich auf die Fragen ein, die sich für mich bei der Entscheidung zum Studium gestellt haben. Was macht man eigentlich als Architektin? Wie sieht das Studium aus? Warum sollte ich dual studieren? Warum schließt der Studiengang mit einem Bachelor of Engineering ab? Wo eröffnen sich dadurch Arbeitsmöglichkeiten im Berufsleben? Und wieso sollte ich an so einer kleinen Hochschule studieren?

Was ist Architektur?

Das erste, was ich im Studium lernen durfte, ist, dass Architekten nicht nur Häuser zeichnen und diese dann bauen lassen. Architektur ist ein Kunstbegriff, der häufig die Regionen, in denen sich die Bauwerke befinden,  repräsentiert. Architektur unterscheidet sich stark auf Grund von Kultur, Wirtschaftslage, Klima und Nutzung. Man muss sich nicht nur mit dem Bauwerk selber, sondern auch mit der Umgebung auseinandersetzen.

Es gibt zahlreiche Beispiele für architektonische Aufgaben in der Praxis: In einer Stadt ist eine Baulücke vorhanden. Der Architekt entwickelt aus der Umgebung und den Anforderungen an das zu erbauende Gebäude, ein Konzept für die Bebauung. Oder ein unter denkmalgeschütztes Gebäude kann nicht mehr wie in der Vergangenheit genutzt werden. Es ist sowohl eine energetische Sanierung, als auch ein neues Raumkonzept gewünscht. Der Architekt muss dabei nicht nur mögliche andere Nutzungen in Augenschein nehmen und deren Anforderungen bedenken, sondern auch in Anlehnung an das Denkmal ein Sanierungskonzept ausarbeiten.

Wie sieht das duale Studium aus?

Das Architekturstudium ist eine Kombination aus künstlerischer Kreativität und handfestem Ingenieurwissen. Genau das hat mich überzeugt. Ich habe in der Vergangenheit als Immobilienkauffrau gearbeitet und wollte mich beruflich weiterentwickeln. Mir hat künstlerische Kreativität im Beruf gefehlt und das Architekturstudium war für mich die perfekte Lösung. Ein duales Studium an einer so kleinen Hochschule ist anders als an einer Uni und jeder sollte für sich abwägen, welche Art zu Lernen die richtige ist. Ich bin eine Mischung aus dem visuellen und dem kommunikativen Lerntyp, weshalb ein praxisorientiertes Studium mit vielen Seminaren und wenig Frontalunterricht (wie an der hochschule 21) für mich optimal ist.

Duales Studium

„Dual“ ist kein geschützter Begriff, deshalb kann ich allgemein nur sagen, dass man unter „dual“ eine Verbindung von Theorie und Praxis versteht.

An der hochschule 21 bedeutet das duale Studium, dass sich die 8 Semester Architekturstudium aus 50% Theoriephasen und 50% Praxisphasen zusammensetzen. Diese Theorie- und Praxisphasen finden im Wechsel von drei Monaten statt. Während der Theoriephasen wird uns das notwendige Wissen für das Studium vermittelt. Hierbei werden beispielweise konstruktive, gestalterische und betriebswirtschaftliche Module belegt. In den Praxisphasen arbeitet man bei einem Unternehmen (Praxispartner). Durch die Arbeit beim Praxispartner sammelt man bereits Berufserfahrung und kann das theoretisch Erlernte praktisch anwenden, ohne dass zusätzliche Praktika für den Abschluss notwendig sind. Semesterferien, wie in einem typischen Studium haben wir nicht, aber dafür den gesetzlichen Urlaubsanspruch während der Praxisphasen. Da es sich um eine private Hochschule handelt, müssen monatlich anfallende Studiengebühren gezahlt werden. Das Konzept der Arbeit bei einem Praxispartner sieht vor, dass die Studiengebühren, sowie ein kleines „Azubigehalt“ von dem Unternehmen übernommen werden. Viele Unternehmen setzen hierfür eine vertragliche Bindung an das Unternehmen bzw. eine Rückzahlungsklausel voraus.

Das Studium – Zugangsvoraussetzungen, Studienablauf und Abschluss

Um das Architekturstudium an der hochschule 21 aufzunehmen, wird das Abitur, Fachabitur oder eine Berufsqualifikation benötigt. Was mich angesprochen hat ist, dass es keinen Numerus Clausus gibt, denn Schulnoten sagen nicht viel über die Fähigkeiten in einem Berufsfeld aus. Im Bewerbungsverfahren muss ein Eignungstest in der Hochschule geschrieben werden. Der Test entfällt, wenn bereits im Voraus ein Unternehmen als Praxispartner vorgewiesen wird. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es unendlich verschiedene Firmen in der Immobilienwirtschaft gibt, die bereit sind ihr eigenes Personal im Rahmen eines dualen Studiums auszubilden. Ihr müsst einfach mutig sein und bei den Firmen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es ist egal, wo sich das Unternehmen befindet. Ich kenne einen dualen Studenten, der für die Praxisphasen immer in der Türkei war, einige haben einen Praxispartner in Süddeutschland und andere in der Nähe der Hochschule in Buxtehude.

Das Studium beinhaltet folgende Module:

  • Darstellen und Gestalten
  • Entwerfen und Gebäudelehre
  • Konstruktion, Tragwerkslehre und Baustofflehre
  • Bau- und Kunstgeschichte
  • Freihandzeichnen und Modellbau
  • computer-aided design (CAD)
  • Bauphysik und Technischer Ausbau
  • Betriebswirtschaftslehre
  • Architekturtheorie und Denkmalpflege
  • Bauaufnahme und Vermessung
  • Stadtplanung und Städtebau
  • Baubetriebslehre
  • Energetische Gebäudesanierung und Bauschäden
  • Öffentliches Baurecht
  • Kosten- und Terminplanung

Die Studieninhalte überschneiden sich, gerade in den ersten Semestern, mit anderen Studiengängen des Bauwesens an der hochschule 21, sodass Studiengang übergreifende Lehrveranstaltungen stattfinden. Dann kommt es auch mal vor, dass man mit über 100 Leuten in einem Vorlesungsraum sitzt, aber das ist die Ausnahme. Die meisten Vorlesungen finden in kleineren Gruppen statt. Im vierten Semester studieren derzeit etwa 40 Architekturstudenten. Für Entwürfe sind wir auf mehrere Professoren aufgeteilt, sodass eine intensive Betreuung bei den Konsultationen möglich ist. Ich genieße es sehr, dass man sich untereinander kennt und die Professoren einen mit Namen ansprechen. Das macht das ganze Studium etwas persönlicher. Unsere Hochschule ist sehr gut ausgestattet, sodass Materialien für beispielsweise den Modellbau von der Hochschule übernommen werden. Wir haben eine eigene Modellbauwerkstatt, wo Material herausgegeben wird und alle möglichen Geräte, wie zum Beispiel 3D-Drucker zur Verfügung stehen.

Während des Studiums müssen mehrere Wahlpflichtkurse belegt werden. Die Kurse geben die Möglichkeit Wissen zu vertiefen oder spezielles Wissen und Qualifikationen zu erwerben. Ich habe bis jetzt Wahlpflichtkurse,wie Freihandzeichnen, Architekturfotografie und Sondergebiete des regionalen Städtebaus, belegt. Es gibt aber noch viele weitere Kurse aus verschiedensten Gebieten.

Eine generelle Anwesenheitspflicht gibt es bei uns nicht, aber einige Seminare müssen besucht werden. Für jedes Studienfach muss eine Prüfungsleistung, sowie eine Studienarbeit absolviert werden. Die Prüfungen finden immer in der letzten Woche der Theoriephase statt.

Ein großer Vorteil an meinem Studiengang ist, dass wir einen „Doppelabschluss“ machen. Die Architektenkammer Niedersachsen erkennt den Studiengang inkl. Berufserfahrung in dem Maße an, dass man sich in die Liste der Architekten eintragen kann (normalerweise ist dies nicht zeitgleich mit dem Bachelorabschluss möglich). Darüber hinaus wird von der Ingenieurkammer Niedersachsen eine Ingenieururkunde verliehen.

Und später?

Als Architektin und Ingenieurin ist die naheliegendste Tätigkeit natürlich die Arbeit in einem Architektur- bzw. Planungsbüro. Man kann aber auch im Hochbau, Tiefbau, in Immobilien- und Bauverwaltungen, Designagenturen, Kulturbetrieben, Banken und vielen anderen Unternehmen tätig sein.

Da mein Praxispartner das Studium für mich finanziert, werde ich mindestens die ersten zwei Jahre nach dem Studium in der Firma arbeiten. Der genaue Bereich ist noch nicht klar, aber wahrscheinlich geht es in Richtung Projektsteuerung/Projektentwicklung. Diese vertragliche Bindung an das Unternehmen klingt zunächst nach einer Pflicht; ich sehe das eher als Chance. Es gibt mir die Möglichkeit, nach meinem Studium bei einer Firma Berufserfahrung zu sammeln, die mir bereits während der Praxisphasen meines Studiums Einblicke in viele Bereiche der Architektur ermöglicht hat. Für die Firmen ist das Binden an das eigene Unternehmen wichtig, da sie viel Geld in die Ausbildung von dualen Studenten investieren.

Natürlich berechtigt das Bachelorstudium den Zugang zu einem Masterstudiengang. Man muss immer selber wissen, wie hoch man hinaus möchte und ob eine Spezialisierung durch einen Master für einen sinnvoll ist. Ich selbst möchte erstmal meine Bachelorurkunde in der Hand halten und etwas Berufserfahrung sammeln.

Über den Autor:

Marie Quast (26)
Studiengang: Architektur dual
Uni/Hochschule: hochschule 21
Regionalgruppe: Nord